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dpa/Oliver Berg
Schon der legendäre Karl Kahane (Montana, Jungbunzlauer) wusste wohl nicht nur in der Theorie: "Spare in der Zeit, dann hast Du in der Schweiz." Dass Aktien längerfristig den Festverzinslichen überlegen sind, ist sicherlich auch jedem nicht so weisen Investor bekannt.

Doch während der langen Baisse war auch diese Erkenntnis für die Aktienanleger nur ein geringer Trost und für Zauderer kein Motiv, sich in Dividendenpapieren zu engagieren, mochten diese - vermeintlich wie offensichtlich - noch so attraktiv bewertet sein.

Langfristige Pictet-Studie

Die Privatbank Pictet ermittelt seit Jahren die langfristige nominelle und reale Performance von Aktien und Anleihen in der Schweiz. Erstmals wurden die Zahlen, die bis 1926 zurückgehen, 1988 berechnet. Die Aussage der Studie war und ist klar und eindeutig: Aktien sind längerfristig die beste Anlage.

Dies auch vor dem Hintergrund der in den Vorjahren "durchlittenen" Phasen, in denen die Dividendenpapiere den Festverzinslichen deutlich unterlegen sind. Doch solche Perioden fallen, wie Pictet zeigt, stets weniger lang aus als die Überlegenheitsphasen.

Vergangene Woche hat Pictet die aktualisierten Zahlen für den Zeitraum 1926 bis 2003 vorgelegt. 2003 betrug die reale Mehrperformance der Schweizer Aktien gegenüber den Obligationen happige 19,82 Prozent.

Über die letzten zwei Jahre (2002 bis 2003) resultiert indes eine annualisierte Minderperformance von 10,93 Prozent, und auch für die Fünfjahresperiode 1999 bis 2003 ergibt sich ein reales Minus von 6,21 Prozent per anno. In allen anderen Fünfjahreszeiträumen resultiert hingegen ohne Ausnahme inflationsbereinigt eine klare Mehrperformance der Aktien.

Schwankungsbreite auch bei Anleihen beträchtlich

Noch etwas zeigt die Pictet-Studie: Die Schwankungen können nicht nur mit Aktien beträchtlich sein. Den real höchsten Jahresverlust bescherten Schweizer Aktien einem Anleger im Jahr 1974 (-37,8 Prozent), während die bislang höchste Wertsteigerung mit den Valoren des Alpennachbarn im Jahr 1985 (+56,2 Prozent) betrug.

Demgegenüber erbrachte die real höchste Wertzunahme bei Schweizer Obligationen im Jahr 1976 einem Investor ein sattes Plus von 14,9 Prozent, während die massivste Einbusse im Schweizer Anleihenbereich im Ölschockjahr 1973 (-10,9 Prozent) hingenommen werden musste.

Auslösender Faktor bildete damals der Anstieg der Zinsen mit den daraus resultierenden Verfall der Anleihenkurse. Dementsprechend wirken auch heute, auf dem aktuell rekordtiefen Renditeniveau in sämtlichen Leitwährungen Anleihenengagements mindestens so risikoreich wie Aktien - mit noch dazu massiv limitiertem Gewinnpotenzial.

Gefahren der Aktien-Hausse

Aus den Zahlen der Vergangenheit - und damit auch einer an sich verlässlich recherchierten Studie wie jener von Pictet - kann und darf nur bedingt auf die Zukunft geschlossen werden. Und doch wirken Aktien, richtig eingesetzt, wegen ihren zahlreicher Qualitäten auch in Zukunft den Festverzinslichen deutlich überlegen.

Dies unbeschadet der Tatsache, dass es einerseits spektakuläre, zwei- bis gar dreistellige prozentuale Kursavancen, wie wir sie 2003 oder in den 90er Jahren erlebten, es nur in Ausnahmefällen geben kann und wird.

Andererseits sind die extremen Unterbewertungen vom Frühjahr 2003 sind korrigiert - die Börse war in dieser Hinsicht effizient. Demgegenüber verdeutlicht der fulminante Start der Börse ins Jahr 2004, wie sorglos viele Leute schon wieder geworden sind.

Insbesondere etliche institutionelle Investoren, berühmt-berüchtigt für ihr prozyklisches Verhalten und dem damit einhergehenden Herdentrieb, sitzen unverändert auf minderverzinslichen, hohen Barreserven und sind in Aktien unterinvestiert, werden mehr und mehr nervös. Wenn alle anderen kaufen, werden auch sie Aktien kaufen wollen oder gar müssen - die Bewertung spielt da eine geringe Rolle.

Gerade hier lauert die grosse Gefahr, und somit sehen sich Haussiers im heurigen Börsenjahr mit drei Gefahren konfrontiert: den politischen Risiken (Terror), den fundamentalen Ungleichgewichten (US-Zwillingsdefizite, Dollarschwäche) und der erwähnten hohen Liquidität.

Letztere, die im Moment und wohl noch geraume Zeit unattraktiven Geldmarkt geparkt ist, kann die Börsen weiter in die Höhe treiben und erneut für eine gefährliche Überbewertung sorgen - in Verbindung mit der wachsenden Ungeduld der Anleger.

Ruhe und Umsicht bewahren

Fazit: Wer die Ruhe bewahrt und in Aktien engagiert bleibt, wird und kann den Kurs-Schaden mittelfristig im Rahmen halten, und wird ansprechende Renditen einfahren. So hat es Karl Kahane gehalten, und an diesem Prinzip werden und können weder äußerst ruppige, noch allzu sonnige Aktienperioden rütteln.