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Eine US-Soldatin in Bagdad behauptet, ihre Truppe habe in einem von Saddams Palästen große Mengen an Gold gefunden und würde Hilfe beim Abtransportieren benötigen

Foto: Reuters/Datta
Wien - "Ihre Produkte treffen vorzüglich den Geschmack amerikanischer Konsumenten." Mit dieser verheißungsvollen Einleitung beginnen Briefe, die derzeit bei heimischen Nahrungsmittelproduzenten eintreffen. Ob Leberkäse, Biosaatgut oder Packerlsuppen, die USA sollen angeblich massenhaft auf den rot-weiß-roten Geschmack gekommen sein. Doch dahinter dürfte ein gewiefter Betrugsversuch stecken, warnt die Internationale Handelskammer ICC.

Das angebliche US-Unternehmen mit Sitz in Miami firmiert laut Briefkopf unter dem Namen "EuroChambers Corp". Anscheinend soll dadurch eine Verbindung zu "Eurochambers", dem Zusammenschluss der europäischen Handelskammern in Brüssel, vorgegaukelt werden. In dem Brief wird österreichischen Firmen die Möglichkeit versprochen, "dem Einkaufsmanagement von 100 US-Hauptketten beizutreten".

Meldung bei der FDA

Erfahrungen aus Deutschland zeigten, dass als nächster Schritt die Aufforderung zur Registrierung bei der US-Behörde Food and Drug Administration (FDA) ins Haus flattert. Und dafür werden von der dubiosen Firma 700 Euro verrechnet. Die Registrierung bei der FDA ist für Nahrungsmittelbetriebe tatsächlich vorgeschrieben und resultiert aus dem amerikanischen Gesetz gegen Bioterrorismus. Die Meldung ist allerdings gratis.

"Wir haben die angebliche Firma mehrmals zu einer Stellungnahme aufgefordert, allerdings nie Antwort erhalten", berichtet Maximilian Burger-Scheidlin von ICC-Austria. Auch die beauftragte US-Auskunftsfirma Dun & Bradstreet konnte keinerlei Eintragungen für eine "EuroChambers Corp" finden.

Ein anderer Abzockversuch, der ebenfalls mit den USA und deren Kampf gegen den Terror spekuliert, landet derzeit gehäuft in E-Mail-Postfächern: Eine "Captain Stella A.", als US-Soldatin in Bagdad stationiert, behauptet, ihre Truppe habe in einem von Saddams Palästen große Mengen an Gold gefunden. Um es (illegal) aus dem Irak zu schaffen, sei sie nun auf Hilfe von außen angewiesen. Der Lohn: ein Viertel des Gesamtgewinns. Wer Interesse zeigt, wird aufgefordert, Vorauszahlungen für Spesen und Kontoeröffnungen zu leisten. Wer das tut, ist sein Geld los.


Alter Trick mit Erfolg

Millionen Empfänger dieser E-Mails wissen, dass es sich um einen Trick handelt. In der Vergangenheit tauchten bereits Hunderte andere Varianten des Abzockversuches auf. Sie sind auch als "Nigeria-Briefe" bekannt, weil sich die ersten Absender vor mehr als zehn Jahren als gestürzte Militärs oder geflüchtete Herrscher aus dem afrikanischen Land ausgaben.

Trotzdem fallen immer wieder angeschriebene Menschen auf den Vorauszahlungsbetrug herein, weltweit soll der Schaden 350 Millionen Dollar betragen, schätzt das FBI. Erst jüngst überwies auch eine Familie aus Österreich 170.000 Euro, um an eine angebliche Erbschaft zu kommen. (Michael Simoner, 26.01.2004)