Klagenfurt - "Sie ist ja wirklich sehr engagiert, aber ob das reichen wird?" So mancher Funktionär verließ das Zirkuszelt, in das ÖVP-Spitzenkandidatin Elisabeth Scheucher zum Wahlauftakt geladen hatte, skeptisch. Schluss mit dem Kärntner Politzirkus der blauen und roten Jongleure sollte die Botschaft lauten. Doch die VP-Dompteuse erwies sich nicht unbedingt als Meisterin der Manege.

Schon die Einbegleitung des Abends durch einen Stimmenimitator, der zwei Wochen zuvor bei Jörg Haiders Wahlkampfauftakt aufgetreten war, verstimmte manchen Zuhörer: "Da veranstalten wir ja denselben Zirkus, den wir bei Haider immer kritisieren." Die Kandidatin wirkte bei ihrer etwa einstündigen Rede unsicher, hob ihre Augen kaum vom Redemanuskript und verlor sich immer wieder in Leerformeln und Stehsätzen. Inhaltliche Ansagen gab es bis auf Gratiskindergärten keine. Das Publikum spendete trotzdem höflichen Applaus.

Gut zwei Drittel widmete Scheucher Jörg Haider, dem sie vorwarf, in allen Bereichen versagt und seine Versprechen gebrochen zu haben. Haider verfüge nicht über den "genetischen Code der Kärntner", warf sie der abwesenden Hauptperson des VP-Abends vor. Schließlich trotzte sie allen Warnungen von Ehrengast Wolfgang Schüssel und bekräftigte, dass die Kärntner ÖVP Haiders Wiederwahl weder aktiv noch passiv ermöglichen werde. Da gefror des Kanzlers Lächeln und in den hinteren Rängen hob Gemurmel an, findet doch diese Festlegung der Kärntner VP-Spitze an der Basis mehrheitlich wenig Zustimmung.

"Wenn sie so weitermacht, ist bald die Luft raus", fürchtete ein Zuhörer. Umfragen sehen Scheucher zwischen 21 und 23 Prozent stagnieren. Dass die VP-Kandidatin, die zunächst als erfrischende VP-Ansage in den Ring gestiegen war, selbst Chancen auf den Landeshauptmann-Sessel hat, glaubt auch bei den Kärntner Schwarzen kaum noch jemand. (stein/DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2004)