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Patriarch Bartholomaios und Fidel Castro.

Foto: REUTERS/Claudia Daut
Havanna - Der zu einem offiziellen Besuch in Kuba weilende Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel hat die USA zur Beendigung ihres Boykotts gegen das kommunistisch regierte Land aufgerufen. Das vierzigjährige Embargo sei ein "historischer Irrtum", sagte das Oberhaupt der Weltorthodoxie am Sonntag nach der Einweihung der ersten orthodoxen Kirche auf der Insel im Hafenviertel von Havanna in Anwesenheit von Präsident Fidel Castro. "Die Probleme zwischen Völkern und Staaten müssten wie zwischen Menschen durch Dialog gelöst werden", betonte Bartholomaios. An der Zeremonie - die neu erbaute Kirche im neobyzantinischen Stil ist ein Geschenk des kubanischen Staates - nahmen auch Griechenlands Ex-König Konstantin II. und eine umfangreiche Delegation von US-Bürgern griechischer Abstammung teil. "Die orthodoxe Kirche ist auf die Insel gekommen, um zu predigen, dass die Blockade von Ländern und Völkern ein historischer Irrtum ist", sagte der Ökumenische Patriarch. Er verwendete dabei zum Teil die gleichen Worte wie Papst Johannes Paul II. bei dessen Kuba-Besuch im Jänner 1998. Empfang mit vorbehaltenen Ehren

Zu einem Empfang des Leiters der US-Interessenvertretung in Havanna, James Cason, am Samstagabend erschien das orthodoxe Kirchenoberhaupt nicht. Anwesend war der in New York residierende griechisch-orthodoxe Erzbischof von Nordamerika, Dimitrios, dem bei dieser Gelegenheit Briefe kubanischer Dissidenten an Bartholomaios übergeben wurden.

Die rund 3.000 orthodoxen Christen in Kuba sind überwiegend slawischer Herkunft. Castro hatte dem Ökumenischen Patriarchen einen Empfang mit allen einem Staatsoberhaupt vorbehaltenen Ehren zuteil werden lassen. Bartholomaios, der den Staatschef mit einem hohen Kirchenorden ehrte, sagte vor Journalisten, sowohl die Verletzung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit als auch "der Ausschluss eines Volkes aus der internationalen Gemeinschaft" seien gleichermaßen zu verurteilen. Sein Besuch in Kuba, der ersten Station einer Lateinamerika-Reise, habe ausschließlich "kirchlichen und spirituellen Charakter". Religionsfreiheit Der kubanische Außenminister Felipe Perez Roque sieht im Besuch des Ökumenischen Patriarchen einen Beweis dafür, dass die kubanische Regierung ihrer Verpflichtung nachkommt, die Religionsfreiheit zu sichern. "Dieser historische Besuch zeigt der Welt, dass in Kuba Glaubensfreiheit herrscht und dass es eine Verpflichtung der Regierung gibt, diese Rechte zu schützen", sagte der Außenminister. Bartholomaios I. besucht anschließend noch Panama, Mexiko, Venezuela und Kolumbien. (APA/AFP/Reuters)