Oberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios, ruft in Havanna zu Beendigung des Boykotts auf
Redaktion
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Havanna - Der zu einem offiziellen Besuch in
Kuba weilende Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von
Konstantinopel hat die USA zur Beendigung ihres Boykotts gegen das
kommunistisch regierte Land aufgerufen. Das vierzigjährige Embargo
sei ein "historischer Irrtum", sagte das Oberhaupt der Weltorthodoxie
am Sonntag nach der Einweihung der ersten orthodoxen Kirche auf der
Insel im Hafenviertel von Havanna in Anwesenheit von Präsident Fidel
Castro. "Die Probleme zwischen Völkern und Staaten müssten wie
zwischen Menschen durch Dialog gelöst werden", betonte Bartholomaios.
An der Zeremonie - die neu erbaute Kirche im neobyzantinischen
Stil ist ein Geschenk des kubanischen Staates - nahmen auch
Griechenlands Ex-König Konstantin II. und eine umfangreiche
Delegation von US-Bürgern griechischer Abstammung teil. "Die
orthodoxe Kirche ist auf die Insel gekommen, um zu predigen, dass die
Blockade von Ländern und Völkern ein historischer Irrtum ist", sagte
der Ökumenische Patriarch. Er verwendete dabei zum Teil die gleichen
Worte wie Papst Johannes Paul II. bei dessen Kuba-Besuch im Jänner
1998.
Empfang mit vorbehaltenen Ehren
Zu einem Empfang des Leiters der US-Interessenvertretung in
Havanna, James Cason, am Samstagabend erschien das orthodoxe
Kirchenoberhaupt nicht. Anwesend war der in New York residierende
griechisch-orthodoxe Erzbischof von Nordamerika, Dimitrios, dem bei
dieser Gelegenheit Briefe kubanischer Dissidenten an Bartholomaios
übergeben wurden.
Die rund 3.000 orthodoxen Christen in Kuba sind überwiegend
slawischer Herkunft. Castro hatte dem Ökumenischen Patriarchen einen
Empfang mit allen einem Staatsoberhaupt vorbehaltenen Ehren zuteil
werden lassen. Bartholomaios, der den Staatschef mit einem hohen
Kirchenorden ehrte, sagte vor Journalisten, sowohl die Verletzung der
Menschenrechte und der Religionsfreiheit als auch "der Ausschluss
eines Volkes aus der internationalen Gemeinschaft" seien
gleichermaßen zu verurteilen. Sein Besuch in Kuba, der ersten Station
einer Lateinamerika-Reise, habe ausschließlich "kirchlichen und
spirituellen Charakter".
Religionsfreiheit
Der kubanische Außenminister Felipe Perez Roque sieht im Besuch
des Ökumenischen Patriarchen einen Beweis dafür, dass die kubanische
Regierung ihrer Verpflichtung nachkommt, die Religionsfreiheit zu
sichern. "Dieser historische Besuch zeigt der Welt, dass in Kuba
Glaubensfreiheit herrscht und dass es eine Verpflichtung der
Regierung gibt, diese Rechte zu schützen", sagte der Außenminister.
Bartholomaios I. besucht anschließend noch Panama, Mexiko, Venezuela
und Kolumbien. (APA/AFP/Reuters)
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