London - Eine Gruppe von Exil-Irakern hat eingeräumt, der britischen Regierung möglicherweise unwahre Informationen über die militärischen Fähigkeiten des Iraks gegeben zu haben. Die von der Londoner Regierung als wichtiges Argument für den Irakkrieg angeführte Behauptung, die Regierung von Saddam Hussein sei in der Lage, binnen 45 Minuten chemische oder biologische Waffen einzusetzen, habe auf einer einzigen, ungeprüften Quelle basiert, sagte der Vertraute eines irakischen Regierungsratsmitglieds, Nick Theros, der britischen Zeitung "Guardian" (Dienstagsausgabe). Die Dokumente seien der britischen Regierung "im guten Glauben" übermittelt worden. "Es war den Geheimdiensten überlassen, sie zu überprüfen", sagte Theros. Die Informationen schienen nun "ein Haufen Scheiße" zu sein. "Offensichtlich haben wir ja keine Massenvernichtungswaffen gefunden." Exilgruppe Irakische Einheitsbewegung

Theros repräsentiert in Washington den früheren Chef der Exilgruppe Irakische Einheitsbewegung (INA), Ijad Allawi, der inzwischen dem Übergangsregierungsrat in Bagdad angehört. Die von der INA an die britische Regierung überreichten Dokumente waren an prominenter Stelle in einem britischen Geheimdienstbericht vom September 2002 zitiert worden.

Die Behauptungen stehen auch im Mittelpunkt des Streits zwischen der Regierung von Premierminister Tony Blair und dem Sender BBC. Unter Berufung auf den Regierungsberater David Kelly hatte die BBC der Regierung vorgeworfen, den Geheimdienstbericht aufgebauscht zu haben, um den Irakkrieg zu rechtfertigen. Kelly nahm sich kurz nach der Veröffentlichung des BBC-Berichts das Leben. Am Mittwoch wird ein Untersuchungsbericht zu der Affäre veröffentlicht. (APA/AFP)