Eine Wanderung auf den Bisamberg sei nichts anderes als ein mehr oder weniger längerer Umweg zum Heurigen, muss man sich oft belehren lassen, wenn man einen Ausflug auf die nördlichste Erhebung der Bundeshauptstadt vorschlägt. Ein Körnchen Wahrheit steckt in dieser Ansicht, denn die Wege auf den Mugel führen durch das größte Weinbaugebiet Wiens und durch ein Stück Weinviertel; dazu kommt, dass man für die Zufahrt und für den Heimweg am besten öffentliche Verkehrsmittel benützt, womit jeglicher Grund wegfällt, warum man die Buschenschänken an der Strecke meiden sollte, zumal man dort erwiesenermaßen besonders köstliche Tröpfchen kredenzt.

Der Bisamberg war schon in der Steinzeit besiedelt, wie die in den 50er-Jahren gefundene "Venus vom Bisamberg" beweist. Allzu viele Spuren der Vergangenheit allerdings entdeckte man nicht, denn seine Lage machte den Berg zu einer strategisch wichtigen Position. Wahrscheinlich schon im Mittelalter legte man dort Schanzen an, im Ersten Weltkrieg war die Erhebung militärisches Sperrgebiet. Zivilisten waren damals aus der Gegend verbannt, man durfte nicht einmal auf die Kirchtürme der Umgebung steigen, um einen Blick hinter die Gräben und den Stacheldraht zu werfen.

Der Bisamberg hat auch eine idyllische Seite. In den 30er-Jahren existierte dort eine Einsiedelei, der Eremit war der berühmte Naturapostel Florian Berndl, der das Gänsehäufl an der Alten Donau als Freizeitparadies propagierte. Berndl bezeichnete sein Refugium auf dem Bisamberg als Luftsanatorium. – Die Wanderung weist keinerlei Schwierigkeiten auf, ein Teil des Weges ist nicht markiert, aber kaum zu verfehlen.

Die Route: Man beginnt bei der Schnellbahnstation Langenzersdorf. Die rote Markierung führt an den Fuß des Berges und über den Catzkaweg zur Elisabethhöhe. Grün geht es weiter zum Gasthaus Gamshöhe. Ab Schnellbahn eine Stunde. Grün, später rot und gelb, ist der Weg über den Veitsberg nach Hagenbrunn markiert. Man erreicht den Heurigenort nach einer weiteren Stunde.

Nun wandert man bis zur Straße nach Strebersdorf und folgt dieser ein kurzes Stück nach rechts. Dann zweigt nach links ein unmarkierter, aber breiter Weg ab, der in die Felder und zu den alten Schanzen führt. Den Geländerücken überschreitend kommt man – an der Schießstätte vorbei – nach Stammersdorf zur Straßenbahn. Von Bernd Orfer