Tel Aviv - Der libanesische Guerillaführer Mustafa Dirani, der in den kommenden Tagen im Rahmen eines umfassenden Gefangenaustauschs freikommen soll, hat Israel am Dienstag Folter vorgeworfen. Bei einer Gerichtsverhandlung über eine von ihm gegen den Staat eingereichte Klage sagte Dirani am Dienstag aus, er sei nach seiner Entführung aus Libanon vor neun Jahren während des Verhörs misshandelt und sexuell missbraucht worden. Dirani, der die Klage bereits vor vier Jahren eingereicht hatte, fordert von Israel Entschädigungszahlungen in Höhe von sechs Millionen Schekel (1,070 Mill. Euro).

Dirani sagte während der Verhandlung im Bezirksgericht von Tel Aviv aus, er sei insbesondere von einem Israeli namens "Kapitän George" mehrfach geschlagen, getreten und sexuell gedemütigt und missbraucht worden. Während einer der Verhöre habe ein israelischer Soldat ihn auch vergewaltigt.

Dirani wies Berichte zurück, denen zufolge er den seit 1986 vermissten israelischen Luftwaffennavigator Ron Arad entführt und später an Iraner verkauft habe. Der ehemalige Geheimdienstchef der Amal-Miliz in Libanon war 1994 von israelischen Soldaten aus seinem Haus entführt worden. Israel wollte ihn als Verhandlungstrumpf bei den Bemühungen um eine Freilassung Arads benutzen.

Im Versuch, die Freilassung Diranis als Teil des umfassenden Gefangenenaustauschs zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah- Miliz zu verhindern, hatte Arads Familie im November eine Klage wegen Entführung gegen ihn eingereicht. Auch ein ehemaliges Mitglied der Südlibanesischen Armee (SLA) warf Dirani in einer Klage vor, ihn entführt und gefoltert zu haben. (APA/dpa)