Wien - EU-Kommissionspräsident Romano Prodi wird zu einem Treffen mit den mehr als 100 Teilnehmern an der europäischen Rabbinerkonferenz erwartet, die am Sonntag in Wien beginnt. Das sagte Leon Zelman, Leiter des Wiener Jewish Welcome Service, das die dreitägige Konferenz unterstützt, dem Standard. Organisiert wird das Treffen, bei dem es um die jüdischen Gemeinden des Ostens in der erweiterten EU geht, vom Brüsseler Rabbinical Center of Europe (RCE) und von der Ronald S. Lauder Foundation.

Erneuerter Dialog

Der EU-Kommission war zuletzt von Vertretern des Jüdischen Weltkongresses Untätigkeit gegenüber dem wachsenden Antisemitismus vorgeworfen worden. Ein von Prodi daraufhin abgesagtes EU-Seminar über Antisemitismus wird nun, zur Wiederaufnahme des Dialogs, am 19. Februar in Brüssel stattfinden.

In Wien geht es dem RCE, das der Chabad-Bewegung nahe steht, neben Fragen der Sicherheit und des Antisemitismus vor allem auch um eine Renaissance des jüdischen Lebens in Osteuropa. "Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden 219 neue Gemeinden gegründet", sagt der Rabbiner und RCE-Direktor Moshe Garelik. Nun bräuchten diese für ihre Synagogen, Rabbiner und Schulen Unterstützung.

Die Teilnehmer an der Wiener Konferenz, darunter die Oberrabbiner Israels und Russlands, werden von Bundespräsident Thomas Klestil empfangen werden. Auf dem Programm steht auch die Eröffnung einer jüdischen Lehrerakademie, der ersten in Wien seit der Zerstörung einer Vorgängerinstitution bei der Reichspogromnacht 1939.

Für Wien, so Zelman, sei es "Chance und Verpflichtung", bei Aufbau und Pflege des im Osten weitgehend zerstörten jüdischen Erbes zu helfen. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.1.2004)