Hamburg - Die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944" des Hamburger Instituts für Sozialforschung ist bis 28. März zum letzten Mal zu sehen. Die Wander-Ausstellung über die Beteiligung des deutschen Militärs an den Kriegsverbrechen macht zum Abschluss zwei Monate lang Station im Kulturzentrum Kampnagel in Hamburg. Keine zweite zeitgenössische Ausstellung hat in Deutschland so viel öffentliche Aufmerksamkeit erregt. "Man wird in der Öffentlichkeit nie wieder so über dieses Thema reden können wie vor 1995", sagte Institutsleiter Jan Philipp Reemtsma am Mittwoch.

Zwei Ausgaben

Die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944" ist die zweite Ausstellung des Hamburger Instituts über die Verbrechen der Wehrmacht. Sie wurde seit 2001 in 13 Städten von knapp 400.000 Menschen besucht. In Wien machte die Schau von 9. April bis 26. Mai 2002 im Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste Station.

Die erste Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" wurde 1995 in Hamburg eröffnet, wanderte bis 1999 durch 33 Städte und hatte rund 800.000 Besucher. Sie war Bestandteil eines umfangreichen Forschungsvorhabens des Instituts, das einen Blick auf das 20. Jahrhundert als einem Jahrhundert bisher unbekannter Destruktivität bieten sollte.

Wellen geschlagen

"Keiner von uns hat anfangs geahnt, dass diese Ausstellung so viel Aufsehen erregen würde. Uns war nicht klar, dass das, was in der Wissenschaft Konsens war - dass die Wehrmacht an den Verbrechen des Naziregimes beteiligt war - der Öffentlichkeit nicht so bewusst war", sagte Reemtsma. Die Exposition "löste Kontroversen aus und wurde zur Vergangenheitsbewältigung". "Für viele Besucher bot sie die Gelegenheit, Familiengeschichte zu betreiben, in die eigene Vergangenheit von Vätern, Brüdern und Großvätern einzutauchen und so die politische Debatte um die Ausstellung in die eigene Familie hineinzutragen", sagte Reemtsma.

Die Exposition, die als Politikum neben Zustimmung stets auch Krawalle und Demonstrationen Rechtsradikaler bis hin zu einem Sprengstoffanschlag auslöste, wird anschließend im Magazin des Deutschen Historischen Museums Berlin eingelagert. Für eine feste Installierung sei sie nicht konzipiert. "Neun Jahre hat diese Ausstellung Debatten ausgelöst - man muss auch mal loslassen können und sollte aufhören, bevor das Interesse abnimmt", sagte Reemtsma.(APA/dpa)