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Berkeley/Wien - Weit über die Fachwelt hinaus machte sich der aus Österreich stammende Physiker Fritjof Capra mit seinen Vorträgen und Veröffentlichungen auch in der breiten Öffentlichkeit einen Namen. Dabei stellt er nicht nur Physik allgemein verständlich dar, er nimmt auch zu gesellschaftlichen Themen Stellung, so zu Ökologie, Frauenbewegung oder Nachhaltigkeit. Nicht zuletzt gilt Capra, der am Sonntag seinen 65 Geburtstag feiert, als Vordenker der so genannten New Age-Bewegung.

Werdegang

Capra wurde am 1. Februar 1939 in Wien geboren. Nach dem Studium der Physik an der Universität Innsbruck promovierte er in Wien. Sein Weg führte durch die Laboratorien der Universität Paris in Orsay und des Imperial College in London zum Teilchenbeschleuniger der Stanford Universität (Stanford Linear Accelerator Center) im kalifornischen Palo Alto. Dort und im benachbarten Berkeley beobachtete er aus allernächster Nähe, wie sich die politische Protestbewegung der sechziger Jahre in gegenkulturelle Aktivitäten verwandelte.

Geprägt von einem gewissen Unbehagen an der Wissenschaft, von Mystik und einer Vorliebe für die Philosophie Asiens, entwickelte Capra ein Weltbild, das auch nicht-menschlichen Lebensformen innere Werte zuordnet. Sein zweiter Bestseller-Titel "Wendezeit" (deutsch 1983) wurde über Nacht zum Schlagwort. Doch die Forderung nach einer "Umwertung aller Werte" brachte der Bewegung auch den Vorwurf ein, sich eine Art Selbsterlösungsreligion geschaffen zu haben. Capra selbst sieht die New-Age-Zeitströmung inzwischen in allzu seichtes Esoterik-Gewässer abgedriftet und hat sich von ihr abgesetzt.

Denken und kritisieren

In seinem bisher letzten Buch "Verborgene Zusammenhänge" (2002) verordnet Capra der Menschheit eine "ökologisch nachhaltige Gemeinschaft" zur Bewältigung von Globalisierung, Biotechnik, Umweltverschmutzung, Rohstoffverknappung und Überbevölkerung. Bereits in seinem ersten Bestseller "Das Tao der Physik" (deutsch 1977) hatte Capra eine Ethik entwickelt, die den Einzelnen zur Verantwortung für Welt und Umwelt anhält und ein ganzheitlich und vernetztes Bewusstsein anstelle eines parzellierten und rational begründeten Weltbildes anstrebt.

Kritiker haben dem internationalen Erfolgsautoren Capra immer wieder philosophische Unbedarftheit und Größenwahn vorgeworfen. Er sei als Denker weder originell noch "tief". Er schmücke sich mit fremden Federn und mische naiv und querbeet durch Zeit und Raum seine Ideen, Theorien und Systeme aus Philosophie, Mystik und Wissenschaft, aus Ost und West. Und doch gelang es nur ihm, zur rechten Zeit und in der rechten Weise bei einem großen und durchaus anspruchsvollen Publikum Nachdenken auszulösen. (APA)