Rom - Italien hat am Freitag wegen eines 24-stündigen Streiks der Bediensteten der Verkehrsbetriebe wieder einen schwierigen Tag erlebt. Rund 90 Prozent der Angestellten lokaler Verkehrsbetriebe legten die Arbeit nieder, um gegen eine als unzulänglich bezeichnete Gehaltserhöhung zu protestieren.

Die konföderierten Gewerkschaften und die Regierung Berlusconi hatten sich vor Weihnachten nach monatelangem Streit auf Gehaltserhöhungen von 81 Euro pro Monat und eine Einmalzahlung von knapp 970 Euro geeinigt, was von den Arbeitnehmern als unannehmbar bezeichnet wurde. Der Streik am Freitag galt als wichtiger Test für die autonomen Gewerkschaften Cobas, die auf die Fortsetzung der Verhandlungen um die Gehaltserhöhungen drängen.

Teuerung seit Euroeinführung

Mit dem Streik wollen die Cobas die am (morgigen) Samstag vorgesehene definitive Unterzeichnung der Gehaltserhöhungen stoppen, die Regierung und konföderierte Gewerkschaften vereinbart hatten. "Wir haben bewiesen, dass die Nahverkehr-Bediensteten entschlossen die beschlossenen Gehaltserhöhungen ablehnen. Mit dem Geld, das uns angeboten wird, können wir nach der Teuerungswelle seit der Euro-Einführung nicht mehr leben", sagte ein Cobas-Sprecher.

Bis gegen 8.30 Uhr waren in den Metropolen noch die Verkehrsmittel unterwegs, um den Pendlern zu ermöglichen, rechtzeitig zum Arbeitsplatz zu kommen. In den meisten Städten soll am Abend der Streik erneut unterbrochen werden. Die Sorge vor einer Blockade der öffentlichen Verkehrsmittel ohne Rücksicht auf die angegebenen Streikstunden erwiesen sich als unbegründet.

Rom

Die Streikbeteiligung war in den verschiedenen Städten unterschiedlich. In Venedig schlossen sich fast 100 Prozent der Bediensteten dem Arbeitskampf an. Auch die Vaporettis fielen aus. In Rom beteiligten sich 65 Prozent der Bediensteten. Die U-Bahn blieb mehrere Stunden lang gesperrt. In der Ewigen Stadt war der Verkehr chaotischer als sonst, die Polizei berichtete jedoch, dass es zu keinen größeren Staus kam. In Neapel wurde dagegen ein Verkehrsstillstand in mehreren Vierteln gemeldet, da Pendler auf Privatfahrzeuge angewiesen waren.

Chaos in Mailand

Besonders schwierig erwies sich am Freitag die Lage in Mailand, wo es neben dem Streik im Nahverkehr zu einem Arbeitsausstand der Taxifahrer kam. Hintergrund ist ein Streit mit der Stadtverwaltung um flexiblere Arbeitszeiten und um die Tarife. Die Chauffeure befürchten auch stärkere Konkurrenz, da die Stadtverwaltung weitere 500 Taxi-Lizenzen vergeben will. "Man kann in einer solchen Krisenzeit die Konkurrenz unter den Taxifahrern nicht erhöhen", sagte ein Sprecher der Taxifahrer.

Die autonomen Gewerkschaften, die zum Protest aufgerufen hatten, sprachen von einem großen Erfolg der Initiative. "Die meisten Bürger zeigten sich mit uns solidarisch. Sie haben begriffen, dass es bei uns ums Überleben geht", so ein Busfahrer in Rom.

Resigniert reagierte die Bevölkerung auf den neuen Streik im Nahverkehr. Probleme mit den öffentlichen Verkehrsmittel sind in den vergangenen Wochen fast schon an der Tagesordnung gestanden. (APA)