Telekom
Telefonieren zum Einheitstarif rückt in der Schweiz näher
Flat Rate nicht gefragt - Swisscom von Einheitstarif noch weit entfernt
Bern - Seit der Schweizer Telekommunikationsmarkt liberalisiert wurde, sinken die Preise -
und steigt gleichzeitig die Unübersichtlichkeit bei den Tarifen. Das wird sich ändern, ist die verbreitete
Meinung in der Branche. Der Tarifdschungel beim Telefonieren werde sich lichten, denn nach
unterschiedlichen Tarifen je nach Tageszeit und Distanz werden die Preise nun vereinheitlicht. "Der Trend
geht Richtung Einheitstarif", sagt Sunrise-Sprecher Stefan Howeg.
An der Spitze auf dem Weg zum Einheitstarif ist der Zürcher Anbieter Tele2. An Werktagen werden rund
um die Uhr für Ferngespräche acht Rappen (0,0496 Euro/0,683 S) und im Lokalbereich sechs Rappen pro
Minute verrechnet. Am Wochenende und an Feiertagen gilt ein echter Einheitstarif: Tag und Nacht, nah und
fern, lässt sich für vier Rappen telefonieren.
Einen anderen Ansatz, der zumindest für längere Gespräche zum Einheitstarif wird, hat die Genfer GTN
gewählt. Sie verrechnet für jedes Gespräch, das am Wochenende oder zwischen 17.00 Uhr und Mitternacht
von der Schweiz aus mit Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien oder den USA geführt wird, nie
mehr als fünf Franken.
"Vom Marketing her wäre der Einheitstarif ideal", sagt Swisscom-Sprecher Sepp Huber zu den Tücken des
Tarifdschungels. Doch fasst die Swisscom mit der am vergangenen Montag bekannt gegebenen
Tarifsenkung künftig erst eine Reihe von Rabatte zusammen. Der Einheitstarif ist noch weit entfernt. Einzig
für Auslandgespräche hat sich der Marktleader für einheitliche Minutenpreise rund um die Uhr entschieden.
Nicht gefragt scheint in der Schweiz die in den USA bekannte Flat Rate, der fixe Abonnementsbetrag pro
Monat mit unbeschränkter Geprächsdauer. Verdienst bringen bei diesem Ansatz die vom Netzbetreiber
zusätzlich verkauften Dienstleistungen.
"Im Internetbereich ist es gerade umgekehrt gelaufen", erläutert Huber. Die meisten Provider verlangen für
den Anschluss keine Gebühr, verrechnen jedoch je nach Tageszeit unterschiedliche Verkehrsgebühren.
Ganz allgemein dürfte sich der Wettbewerb vermehrt auf Zusatzdienste verlagern, erwartet Huber.
Ob und wann alle Gespräche innerhalb der Schweiz zum gleichen Tarif abgerechnet werden, bleibt offen.
"Seit Diax im Auslandverkehr den Einheitstarif kennt, hat es eine gewisse Verlagerung beim
Gesprächsverkehr gegeben", sagt Sprecher Reto Zurflüh. "Bei privaten Gesprächen wird weniger auf die
Zeit geachtet." Das bringt Mehreinnahmen, doch auch konzentriertere Volumen. "Morgens beim
Geschäftsverkehr und abends bei Privatgesprächen erfassen unsere Rechner am meisten Telefonate", sagt
Roman Schwarz, Geschäftsführer von Tele2. Kapazitätsengpässe drohten jedoch nicht. Deshalb brauche es
auch keine Steuerung der Gewohnheiten durch unterschiedliche Tarife. (APA/sda)