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Paula Fox:
Pech für George
Aus dem Englischen von Susanne Röckel. € 20,50/ 254 Seiten. C.H. Beck, München 2004.

Foto: Archiv
Paula Fox, geboren 1923 in New York, gehört zu den stillen, aber ungemein einprägsamen Autorinnen, die, keineswegs leichtgewichtig, mit der hinreißenden Leichtigkeit des Erzählenkönnens gesegnet sind. Kinderbücher, Romane und die Autobiografie In fremden Kleidern (C.H.Beck) legen davon Zeugnis ab, und Pech für George ist ein weiteres Juwel der Sammlung.

George und Emma sind in der Vorstadt gelandet. Sich vorzumachen, man habe es endlich außerhalb von New York auf das idyllische Land geschafft, funktioniert nur mit Mühe. Die Einfamilienhäuser sind ein wenig schäbig. Und die Nachbarn ein wenig sehr neurotisch, Alkoholiker sind sie sowieso. Auch an der Privatschule, an der George unterrichtet, herrscht Windstille, allerdings mit feinen Anzeichen bevorstehenden Sturms. George fühlt sich festgefahren und deprimiert. Seine Schwester ist ein Fall für den Therapeuten, genauso wie ihr widerliches, verhaltensgestörtes Kind, und in Emma findet George auch keine rechte Stütze.

Der halbstarke Streuner, der in Georges Häuschen einbricht, entfacht aus unerfindlichen Gründen den pädagogischen Eros den Lehrers. Oder hat George eigentlich nur Angst vor dem respektlosen Jugendlichen, der sich an keine Regeln hält und ein schwer wiegendes emotionales Defizit zu haben scheint? Ernest erzählt, dass er die Schule nicht schafft und die Texte nicht kapiert, die er lesen soll. Der Herumtreiber und Dieb, der sich perfekt auf die Manipulation des schlechten Gewissens versteht, nistet sich bei George ein. Der wiederum sieht in dem unerwarteten Eindringling endlich eine Möglichkeit, der Tristesse des ewigen Einerleis zu entfliehen. Emma beurteilt die Dinge naturgemäß anders. Sie verabscheut Ernest vom ersten Augenblick an. Als es zum Eklat kommt, verlässt Emma das Haus und George. Und dann entwickelt sich ein Katastrophenszenario als perfekte Mischung zwischen Komik und Tragik.

Die impressionistischen Dialoge enthalten oft nur Andeutungen. Zwischentöne, halb ausgesprochene Gefühle evozieren ein heiteres Aquarell, dem jedoch eine überraschend scharfsichtige Bösartigkeit düstere Farben beimischt. Diese Wechselbäder zwischen Groteske und Melancholie halten den Leser auf Trab, wozu auch die ausgezeichnete Übersetzerin das Ihre beiträgt. Das Wunder ist, dass dieser Roman kein Alter hat. Der Text stammt aus dem Jahre 1967. Da weht Geist statt Zeitgeist. (ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 31.1./1.2.2004)