Innsbruck/Braunau - An 17 verschiedenen Orten, öfters sogar im Freien, hat G. V. genächtigt, seit er vor zwei Jahren auf der Flucht aus Georgien nach Österreich kam: nach Oberösterreich und dann nach Tirol. Zwischen Schubhaft, Straße, Flüchtlingsheimen, Krankenhäusern, Kirchenasyl und einem zum Schlafen erworbenem Pkw hat er gewechselt.

Der 36-jährige Kriegsreporter aus Tiflis, der zu Hause bedroht wurde, weil er Verbindungen zwischen Regierung und Drogenmafia auf der Spur war, hat sich jetzt über einen Dolmetscher an den STANDARD gewandt. Jetzt, nach Ortswechsel Nr. 18 Mitte Jänner, bei dem auch V.s nachgereiste 38-jährige Frau mit den beiden Kindern unfreiwillig "verlegt" wurde. Auf Intervention von Tirols Flüchtlingskoordinator Peter Logar lebt die Familie jetzt bei Braunau (Oberösterreich) im Heim.

Schlägerei am Heiligen Abend

Anlass für die Verlegung ist ein Vorfall in der Flüchtlingsunterkunft im Tiroler Mötz. V. soll am Heiligen Abend eine Schlägerei angezettelt haben. Logar spricht von "mehreren Vorfällen", die zur Verlegung "geführt" hätten, verweist aber auf das "Amtsgeheimnis". V. bestreitet eine Körperverletzung und legt eine Liste vor, auf der Heimbewohner erklären, kein Problem mit der Familie gehabt zu haben.

G. V. kann am wenigsten die Verlegung seiner Frau und Kinder nachvollziehen. Die 17-jährige Tochter habe Matura, wolle an die Uni, jetzt sei keine Uni in der Nähe. Der zehnjährige Sohn habe sich in der Schule integriert. Ohne Einsatz der Arge Schubhaft - so der Vater - wäre seine Familie auseinander gerissen worden.

Zu "aufmüpfig"? Er vermutet, dass das wahre Motiv für die Verlegung seine "Aufmüpfigkeit" sei. Denn er habe sich gewehrt, in das abgelegene Heim am Bürgl- kopf bei Fieberbrunn zu ziehen, dessen "Abgeschiedenheit" auch das UNHCR als "problematisch" bezeichnet hatte. Vergangenen Juni habe er eine Kundgebung von obdachlosen Flüchtlingen mit organisiert. Logar bestreitet dies: Das Land habe V. "sogar in Landesbetreuung genommen". An die Kundgebung kann er sich "gar nicht mehr erinnern". (Benedikt Sauer, DER STANDARD Printausgabe 5.2.2004)