Foto: Florian Holzer
Roman Zouhar kommt aus Fürstenfeld, war 23 Jahre lang bei diversen Vertretern der hohen Küche in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig, kaufte sich dann ein schönes, altes Haus in Pöllauberg, "und um das zu finanzieren, brauchte ich einen Job". Weil er sich aber nicht mehr so sehr gerne unterordnet, wie er sagt, und weil man sich den Roman Zouhar halt nur schlecht in einem anderen Job als dem des Kochs vorstellen kann, wie seine Frau Heidi sagt, übernahmen die beiden vor eineinhalb Jahren ein kleines, uraltes Gasthaus am Hauptplatz von Pöllau. Dort machte man den beiden Zugereisten das Leben erwartungsgemäß nicht gerade leichter, die Behörden schöpften aus dem Vollen, die Kundschaft zeigte für neue Ideen vergleichsweise wenig Interesse.

Aber da sich Sturheit (Roman Zouhal nennt es "Geradlinigkeit") hin und wieder auch auszahlt, gibt es den Marktwirt zum Glück immer noch. Und das, obwohl "Qualität bei den Leuten hier sowieso nur am zweiten Platz steht", obwohl er in der Küche nur nach Gefühl arbeitet, obwohl er den oft verlangten Grillteller nicht anbietet, und obwohl sein offener Weißwein zum Beispiel ein weißer Grenache ist.

Wobei der "Marktwirt" jetzt aber alles andere als abgehoben ist, man könnte Zouhars Kochstil ohne weiteres als herzhaft und urtümlich bezeichnen, "ich nutze das Material voll aus", sagt er. Und Innereien liebt er, und Schmorfleisch auch, und das Gebackene beherrscht er ebenfalls meisterlich, verwendet für die Panier eine besondere Geheim-Mischung. Etwa für die gebackene Blunzenscheibe (längs geschnitten!) zum grünen Salat mit Erdäpfeln und Kernöl, wunderbar und in seinen Dimensionen durchaus steirisch (€ 6,50). Bei der geschmeidigen Schwarzwurzel-Cremesuppe kam Mandelöl von der bekannten Ölmühle Fandler aus dem gleichen Ort zum Einsatz (€ 3), und seine hervorragenden Fähigkeiten als Nudelmacher aus seiner Zeit bei den Münchner In-Italienern "Spaghetti, Spaghetti" und "Pan e Vin" hat er sich auch noch bewahrt, wie man anhand erstklassiger, "schlampiger" Ravioli mit Ziegenkäse-Kräuter- oder Lachsfülle feststellen kann (€ 7).

Die ausgelöste Ente, sehr knusprig gebraten, auf sauren Linsen mit wirklich guten Bratkartoffeln sei legendär, meint Zouhar, auf jeden Fall ist sie genauso köstlich wie knusprig (€ 12,80), außerdem gibt es noch ein Tagesgericht, und wenn das dann ein Brasato al Barolo mit eingelegten Pilzen ist, dann hat sich der Weg ins heilige Pöllau auch schon wieder gelohnt, egal woher. (Florian Holzer, DER STANDARD, rondo/6/02/2004)