IT-Business
Microsoft: Ein 'räuberischer' Monopolist
Kartellrechtsprozeß gegen den US-Softwaregiganten geht weiter
Washington - Mit der Aussage von William Harris, dem Chef des Softwareunternehmens Intuit, ist am Montag der
Kartellrechtsprozeß gegen den US-Softwaregiganten Microsoft fortgesetzt worden. Harris verteidigte dabei seine schon schriftlich geäußerte
Ansicht, daß Microsoft daran gehindert werden müßte, mit seinem faktischen Monopol bei PC-Betriebssystemen eigene Softwareprodukte
zu forcieren.
Das Betriebssystem eines Computers sei etwas Grundsätzliches, das nicht einfach ersetzt werden könne, sagte Harris, dessen Firma auf
Finanzsoftware spezialisiert ist. Dort hat sie zumindest in Teilbereichen mit dem Programm Quicken eine ähnlich monopolartige Stellung wie
Microsoft bei Betriebssystemen. Im Gegensatz zu diesem könne aber jeder Kunde ein Anwendungsprogramm sehr einfach durch ein anderes
ersetzen, sagte Harris auf Fragen von Microsoft-Anwalt John Warden.
Schwierige Beziehung
Wie viele andere Firmen hat auch Intuit eine schwierige Beziehung zu Microsoft. Einerseits ist Intuit auf Windows als Betriebssystem
angewiesen, andererseits steht es in direkter Konkurrenz zur Microsoft-Finanzsoftware Money. Den Prozeß gegen Microsoft führen 19
US-Bundesstaaten und das Justizministerium, weil die Firma ihre marktbeherrschende Stellung bei den Betriebssystemen für PC ausgenutzt
haben soll, um das Internet-Zugangsprogramm des Konkurrenten Netscape vom Markt zu verdrängen.
Als letzter Zeuge der Regierung ging der Wirtschaftswissenschaftler Franklin Fisher vom Massachusetts Institut of Technology (MIT) mit dem
Softwaregiganten hart ins Gericht. Microsoft sei ein "räuberischer" Monopolist, der versucht habe, einen Konkurrenten durch die Koppelung
des Betriebssystems Windows mit seinem eigenen Internetprogramm zu vernichten, sagte Fisher. Das Unternehmen beginnt seine
Verteidigung in der kommenden Woche ebenfalls mit einem MIT-Ökonomen, Richard Schmalansee.
"gespickt mit Fehlern"
Microsoft wies die schriftliche Aussage Fishers als "gespickt mit Fehlern" zurück. Fisher habe Informationen aus dritter Hand, die das
Justizministerium zur Verfügung gestellt habe, sowie aus dem Zusammenhang gerissene E-Mails verwendet. Microsoft könne keine
Monopolpreise verlangen, weil es Konkurrenz durch andere Betriebssysteme und mögliche neue Konkurrenten gebe, erklärte das
Unternehmen.
Fisher bestätigte in seinen Äußerungen hingegen den Vorwurf des Ministeriums, wonach Microsoft seine marktbeherrschende Stellung bei
den Betriebssystemen für PCs ausnutzte, um Internetanbieter davon abzuhalten, das Programm des Konkurrenten Netscape zu benutzen.
Zudem habe Microsoft die Entwicklung von konkurrierenden Technologien bei Firmen wie Intel und Sun zu verhindern versucht. (APA)