Grosny - Die offenbar erfolgte Räumung der tschetschenischen Hauptstadt Grosny durch die Unabhängigkeitskämpfer am Dienstag ist möglicherweise eine größere Wende im Tschetschenienkrieg. Im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen in dem Konflikt seit dem Eindringen tschetschenischer Moslemrebellen in Dagestan.

1999:

  • 7. August - Moslemrebellen aus Tschetschenien dringen in die Moskau-treue Kaukasusrepublik Dagestan ein und rufen unter Führung der Kommandanten Schamil Bassajew und Khattab einen Gottesstaat aus. Moskau droht einige Tage später mit Angriffen auf alle Rebellenstellungen, auch im benachbarten Tschetschenien.
  • 15. August - Der tschetschenische Präsident Aslan Maschadow ruft den Notstand aus.
  • 5. September - Rund 2.000 Moslemrebellen dringen erneut in Dagestan ein und besetzen sieben Dörfer. Bei russischen Bombenangriffen auf tschetschenische Dörfer nahe der dagestanischen Grenze werden nach Angaben aus Grosny mindestens 45 Menschen getötet.
  • 18. und 19. September - Die russische Armee zieht bis zu 30.000 Soldaten an der Grenze zu Tschetschenien zusammen.
  • 23. September - Erster Luftangriff auf die Hauptstadt Grosny.
  • 1. Oktober - Erstmals seit dem ersten Tschetschenienkrieg 1994 bis 1996 dringt russisches Militär wieder auf tschetschenischen Boden vor.
  • 7. Oktober - Moskau lehnt internationale Vermittlung ab.
  • 18. Oktober - Nach der Verstärkung der Offensive dringt die russische Armee bis in Vororte von Grosny vor. Nach tschetschenischer Darstellung kommen in den folgenden Tagen Hunderte Zivilisten bei Raketenangriffen und Bombenangriffen auf Flüchtlingstrecks um.
  • 12. November - Die Russen marschieren in die zweitgrößte tschetschenische Stadt Gudermes ein.
  • 18. November - Der Gipfel der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Istanbul dringt auf eine "politische Lösung" in Tschetschenien.
  • 2. Dezember - Die Russen nehmen das wenige Kilometer vor Grosny entfernte Argun ein. Moskau setzt den Zivilisten in Grosny eine Frist bis zum 11. Dezember, die Stadt zu verlassen. Zugleich werden Fluchtkorridore geöffnet.
  • 10. Dezember - Die EU droht Russland auf ihrem Gipfel in Helsinki mit Sanktionen; Moskau widerruft daraufhin das Ultimatum.
  • 12. Dezember - Die Russen besetzen den militärischen Flughafen von Grosny und marschieren zwei Tage später in Vororte ein.
  • 25. Dezember - Beginn des Sturms auf Grosny, wo einige Tausend Rebellen erbitterten Widerstand leisten.
  • 31. Dezember - Regierungschef Wladimir Putin, der durch seine harte Haltung im Kaukasus-Konflikt in Russland an Popularität gewonnen hat, wird nach dem Rücktritt von Präsident Boris Jelzin zum geschäftsführenden Staatschef.

2000:

  • 7. Jänner - Ein russischer General verkündet eine Feuerpause bei der Erstürmung Grosnys. Die tschetschenischen Rebellen setzen unterdessen ihre Straßenkämpfe fort.
  • 10. Jänner - Das russische Verteidigungsministerium erklärt die Waffenpause wegen der tschetschenischen Gegenangriffe im Osten des Landes für beendet.
  • 20. Jänner - Moskau gibt den Tod des russischen Generals Michail Malofejew im Kampf um Grosny bekannt.
  • 22. Jänner - Russland gibt vor, ein Drittel der tschetschenischen Hauptstadt zu kontrollieren.
  • 25. Jänner - Moslem-Rebellen starten Gegenangriffe. Die Kritik des Westens an der russischen Tschetschenien-Politik nimmt zu.
  • 1. Februar - Die Rebellen räumen nach eigenen Angaben Grosny; dies sei Teil ihrer Taktik.
(APA)