"Um etwas zu vollenden, schlafe und warte"
Ein Satz in der japanischen Philosophie lautet "Um etwas zu vollenden, schlafe und warte". So könne man auch die Entstehungsgeschichte des Werkes umreißen, meint Steger schon im Vorwort. Denn der zuständige Leiter der Forschungsstelle beschied der Autorin 1993, dass ein Stipendienantrag über einen Forschungsaufenthalt über kulturelle und sozialwissenschaftliche Aspekte des Schlafens in Japan aussichtslos sei. Das Schlafen hängt aber mit dem Verständnis für das Wirtschaftswunder Japans eng zusammen: Japaner sind beinahe ein Synomym für "Arbeitstiere". Und dieses Synomyn hält sich auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten hartnäckig, erklärt die Autorin.
Diese Tatsache wird auch im täglichen Leben Japans permanent wiederholt. So lautet der Werbeslogan eines Energy-Drinks "Kannst Du 24 Stunden durchkämpfen? Businessman. Japanischer Businessman." Dabei scheinen selbst die Japaner über ihren Lebensstil zu sagen, er wäre verrückt, weil es verrückt sei, so viel zu arbeiten. "Aber in diesem Jammern schwang auch gleichzeitig ein Stolz mit, fleißiger und daher in moralischer Sicht besser zu sein als der Rest der Menschheit", schreibt Steger.
Der Aufarbeitung der verschiedenen sozialen und kulturellen Aspekte des täglichen Lebens in Japan widmet die Autorin reichlich Platz. So erklärt sie die Schlafstätte, die Raumaufteilung in traditionellen japanischen Häusern, Theorien über das Schlafen und Ruhen in medizinischen Lehren und in der Geistesgeschichte des Landes und auch den Schlaf in physiologischer Sicht.
Viele Aspekte zum Thema "Schlafen"
Die Betrachtung der Ruhezeiten führt erneut in die japanische Tageszeiteinteilung und in die Zeitmessung, die dem chinesischen Kalendarium bzw. den chinesischen Tierkreiszeichen entspricht. Die Japaner produzierten ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts, und damit wesentlich früher als die Chinesen, selbst mechanische Uhren. Bis dahin waren Tempelglocken die einzige Methode der Zeitmessung. Die Uhren waren Imitationen europäischer Uhren und hatten auch in Japan bald römische Ziffernblätter anstelle der zwölf chinesischen Tierkreiszeichen, die bis dahin den Stunden des Tages entsprachen. Steger geht in ihrem Buch auf die Entwicklung dieser Zeitmessung genau ein.
Kulturen der Schlaforganisationen
In einem Kapitel vergleicht die Buchautorin die Kulturen der Schlaforganisationen international miteinander: Die Japaner schlafen heute um eine Stunde weniger als noch während der 50-er Jahre. Damals waren es acht Stunden und 15 Minuten, heute sind es sieben Stunden und 23 Minuten. Im internationalen Vergleich rücken die Japaner damit nahe an den Weltrekord, denn im Durchschnitt schlafen männliche Europäer und Amerikaner täglich acht Stunden und sieben Minuten, wobei die Frauen elf Minuten länger ruhen.