Den Haag - Eine niederländische Website, die Anleitungen zum Selbstmord liefert, erregt Aufruhr. Der Inhalt verstößt nicht gegen derzeitiges holländisches Recht, daher werden Stimmen laut, die nach strengeren Regelungsmaßnahmen im Internet rufen. Der freie Zugang zu makaberen Tipps und präzisen Anleitungen für diverse Selbstmord-Varianten sei vor allem für Jugendliche höchst gefährlich, so der Tenor im Parlament.Unsere Gesellschaft ist vom Problem Tod ganz besessen Euthanasie, also von Ärzten geleistete Beihilfe zum Selbstmord, ist in den Niederlanden größtenteils gesellschaftsfähig. Bart Cusveller vom pro-life Zentrum für Medizinische Ethik diagnostiziert: "Unsere Gesellschaft ist vom Problem Tod ganz besessen. Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand, der ernsthaft deprimiert ist, die Site als Wahlmöglichkeit betrachtet. Sie trägt jedenfalls dazu bei, dass Selbstmord als etwas Normales und Akzeptables angesehen wird." Die Website bietet Anleitungen, die dem User Schritt für Schritt erklären, wie man am besten von Gebäuden springt, Schlaftabletten schluckt, sich die Pulsadern aufschneidet oder "auf recht schmerzfreie Art mit Kohlenmonoxid vergiftet". Erfolgsraten und zu beachtende Fallen werden angeführt und die verschiedenen Selbstmord-Varianten verglichen. Außerdem kann der User auf der Website den Pink Floyd-Song "Goodbye Cruel World" hören. "Wir wollen Tragödien vermeiden" Vor allem die regierende Labor Partei verlangt von Premierminister Wim Kok, dass Schritte unternommen werden, um Web-Inhalte, die eine Gefährdung für Minderjährige darstellen, zu verbieten. Willie Swildens, Sprecherin der Partei: "Die Tatsache, dass wirklich jeder Zugang zu dieser Art von Websites haben kann, ist das am meisten besorgniserregende Problem am Internet. Teenager sind besonders empfindlich, und genau da wollen wir Tragödien vermeiden." Der Autor der Website bleibt anonym und meint in einer Ablehnungserklärung: "Ich weise jede Verantwortung für die Konsequenzen, die sich aus der Anwendung meiner Hinweise ergeben, zurück." Außerdem stellt er fest, dass die Anleitungen nicht auf Expertenwissen basieren und niemanden zum Selbstmord ermutigen sollen. Die Website heisst delikaterweise "Thisbes Selbstvernichtungsseite" und spielt damit auf die antike Tragödie "Pyramus und Thisbe" an. Dort begeht Pyramus Selbstmord, nachdem seine Geliebte Thisbe vermeintlich durch einen Löwen getötet wurde. Als Thisbe den Leichnam ihres Liebsten entdeckt, wählt auch sie den Freitod. Die Internet-Domain lautet: http://huizen.dds.nl/~thisbe/ (pte/ap)