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"Nehmenzeit zu lieben und zu sein liebte. Es ist ein Geschenk."

Foto: APA/dpa/Stephan Jansen

Leslie wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Weil es einfach nicht stimmte, dass Männer in dieser Kolumne gar nicht vorkamen. "Wir wollen ja nur wissen, wie wir Frauen glücklich machen können. Darüber könntet ihr ja wenigstens einmal reden", hatte E. auf der Straße zu Leslie gesagt. Zora, der es egal war, was E. sagte, meinte: "Am glücklichsten sind wir, wenn sie uns in Ruhe lassen. Du kannst aber deinem E. ausrichten, dass es schon bedeutend einfacher wäre, wenn er seine Freunde davon überzeugen würde, dass sie nicht alles besser wissen und uns nicht dauernd die Welt erklären sollen. Und wenn sie uns dann noch glücklicher machen wollen, sollen sie uns freiwillig, freundlich und ohne viel Aufhebens einfach die Hälfte der Macht überlassen. Das ist ohnehin überfällig."

Leslie hatte Schneckenhäuser aus dem Süden mitgebracht und steckte Jasminblüten in die Schneckenhausöffnungen. "Weißt du, Männer kommen ohnehin die ganze Zeit vor", sagte sie. "Wenn jemand überhaupt auf der Welt vorkommt, dann sind das die. Nur die sind das so gewohnt, dass sie glauben, es muss immer so sein." Yvonne fand, dass man ihnen trotzdem nicht böse Absichten unterstellen könne und dass einigen das Glück ziemlich gestohlen wurde. Und sie erzählte von P., der eine Tochter bekommen hatte und zehn Monate später erfuhr, dass es gar nicht sein Kind war. "P. verdient unsere Solidarität."

"Und er darf immer in der Kolumne vorkommen", sagte Leslie, die die Idee hatte, Schneckenhäuser mit kleinen Botschaften zu verteilen. Sie zerbrach ein chinesisches Glückskeks: "Nehmenzeit zu lieben und zu sein liebte. Es ist ein Geschenk", stand auf dem Zettel. Leslie stopfte ihn in ein Schneckenhaus. "Ich weiß nicht so genau, was das heißt", sagte sie, die großen Respekt vor Chinesen hatte. "Aber wir stecken diesen Spruch der Frau, die ihn betrogen hat, in die Tasche. Sie muss wissen, dass sie nicht einfach so davonkommt. Denn am unglücklichsten macht uns alle grobe Ungerechtigkeit." (Adelheid Wölf/Der Standard/rondo/19/09/2008)