Das Kempinski Palace. Bilder vom Hotel und von der Küsten- und Karstregion in Slowenien gibt es in dieser Ansichtssache.

Foto: Kempinski

Was man mit 70 Millionen Euro und einem durchdachten Konzept anstellen kann? Etwa das alte "Palace" aus einem 25-jährigen Schlaf erwecken. Jetzt, da es als "Kempinski Palace" den Blick durch neue Fenster auf die Adria freigeben darf, schmückt es bereits das gesamte Ortsbild von Portoroz. Dabei ist es wohl um einige Meter niedriger als die angrenzenden Gebäude, aber wahre Größe geht ohnehin von architektonischer Schönheit und von einer Geschichte aus, die bis ins Jahr 1910 zurückreicht.

Behutsam wurde das altehrwürdige Haus saniert, der moderne Zubau umfasst zwar die historischen Mauern mit gläsernen Armen, aber er schmiegt sich respektvoll an die alte Dame und bleibt doch als eigenständiges Gebäude erkennbar. Die Gartenanlage mit altem Baumbestand hat die Phase des früheren Verfalls unbeschadet überstanden und wird jetzt gleichermaßen von Hotel- wie Zaungästen bewundert. Das Haus ist wieder eine Sehenswürdigkeit im "Hafen der Rosen" - und gelegentlich ertappt man Touristen dabei, wie sie den Sand der Gehwege als Souvenir einpacken.

Besonderer Blickwinkel

"Für die Bewohner von Portoroz ist das Palace ein Teil ihrer Geschichte, sie haben eine ganz besondere Beziehung zu dem Haus", erklärt General-Manager Thies-Christian Bruhn. "Wir haben einen Tag der offenen Tür veranstaltet - und mussten die Türen wieder schließen. Es waren einfach zu viele, die kamen. Einige haben auch früher hier gearbeitet und wollten nun endlich wieder einen Blick in das Innere werfen", so Bruhn.

Was ab jetzt nur noch Hotelgäste zu sehen bekommen: Die gesamte Innenausstattung wurde erneuert und zeigt, dass Alt und Neu sehr gut miteinander auskommen können, wenn man beiden genug Raum lässt. Das Design der Räume reicht von gediegen klassisch bis zum modernen Spiel mit Farben, Formen und Strukturen. Allerdings nicht als chaotische Mischung, sondern als Aufeinanderfolge unterschiedlicher Raumeindrücke: Im alten Teil des Hauses streichelt man noch über Leder- tapeten und im Gehen über dicke Teppiche beginnt man zu Schreiten. Im modernen Teil erwarten einen dann Designmöbel, die sich auch hervorragend belümmeln lassen und ein Flower-Power-Farbenrausch aus Rot, Pink und Orange.

Leuchtend orange sind hier übrigens auch die Früchte der Khakibäume - im Herbst fast immer die Basis für fruchtige Desserts nach einem üppigen Mahl hausgemachter Köstlichkeiten. Das Zuviel auf der Waage wird im kleinen Spa abgeschwommen, abgeschwitzt oder abmassiert. Aber mit den Problemzonen des echten Lebens kann man sich ja wieder befassen, wenn man die Drehtüre bei der Abreise zum letzten Mal passiert. (Mirjam Harmtodt/DER STANDARD/Printausgabe/29./30.11.2008)