Der Chinesische Lauch, auch Knolau oder Schnittknoblauch genannt und auf den professionellen Namen Allium tuberosum hörend.

Foto: Regine Hendrich

In der gärtnerisch drögen Winterzeit hat vor allem der hausgartenverwöhnte Gourmet allerlei zu entbehren. Aus ist es mit den frischen Kräutern aus dem Küchengarten - zum Beispiel mit dem hochgeschätzten Schnittlauch, den man den Sommer über in unterarmdicken Büscheln abschnipselte. Der darf jetzt einziehen und unter Schnee und Eis vorerst einmal ruhen. Spätestens im März treibt er zwar wieder aus, aber bis dahin sind wir auf die meistens traurig in gar nicht selten stinkigen Wasserbechern dahinweikenden Supermarktschnittlauchbüschelchen in Kleinfingerdimension angewiesen.

Dabei geht uns wenig über schittlauchüberstreute Butterbrote und Eierspeisen, Suppen und Salate. Versuche, diesen dankbarsten aller Küchenhelfer in Töpfen auf dem Fensterbrett auch über den Winter hinweg zum Wachstum zu bewegen, auf dass er regelmäßig abgeerntet werden könne, scheitern. Zu warm, zu trocken die Luft. Er treibt zwar brav und pflichtbewusst aus, der Gute, doch schon nach kurzer Zeit kündigt sich in den erdnahen Stängelzonen Ungemach an: Läuse. Der Schnittlauch verlaust indoor so gut wie immer, und wem davor nicht graust, der soll glücklich werden. Doch wir zählen nicht zu selbigen, wessentwegen wir in unserem Unglück nach Auswegen aus der schnittlauchlosen Zeit suchen.

Gedeiht vorzüglich im Topf

Diese tun sich in Form des Chinesischen Lauchs aufs Lieblichste auf. Der Chinesische Lauch, auch Knolau oder Schnittknoblauch genannt und auf den professionellen Namen Allium tuberosum hörend, schmeckt zwar ein bisschen anders, man könnte sagen milder, weicher, lieblicher als der robustere Schnittlauch, doch macht er sich in Süppchen und auf Butterbroten mindestens genauso gut. Und: Er gedeiht vorzüglich in Topf und Wanne auch auf dem Fensterbrett. Folgendermaßen ist also vorzugehen: Man kaufe seine Samen, die im selbstverständlich gut sortierten Fachhandel erhältlich sind, und streue diese möglichst gleichmäßig auf die Erdoberfläche eines geeigneten Gefäßes. Dann begehe man keinesfalls den Fehler, diese Samen mit Erde zu bedecken, denn der Knolau ist als Lichtkeimer auf die Sonneneinstrahlung angewiesen, und im Finsteren wird gar nichts.

Wer beim letzten Hotelbesuch nicht vergessen hat, eine durchsichtige Plastikduschhaube zu rauben, stülpt diese zum Zwecke der Erzeugung eines feuchten Kleinklimas über den Topf. Andere begnügen sich mit Plastiksackerl und Gummiring. Alsbald spitzelt es drinnen grün, was das Zeichen zum Abdecken ist. Ab etwa fünf Zentimeter Länge können die flachen, weichen Knolaublätter gnadenlos geerntet werden. Der Chinesische Lauch wächst ohnehin in Windeseile, er sollte regelmäßig geschnitten und - schnapp - sofort gegessen werden.

Da Ihrem Grünzeug, wie Ihnen mittlerweile bekannt sein dürfte, eine gewisse Maßlosigkeit innewohnt, gab es eine Zeitlang eine wirklich geräumige Knolauwanne, die für jegliche Fensterbretter bei weitem zu groß war, wessentwegen sie auf dem Fußboden gleich unter dem Fenster stand und jahrelang ununterbrochen frischen Knolau in rauen Mengen abwarf. Davor sei gewarnt. Denn irgendwann einmal, an einem schönen Sommertag, schlich des Nachbars freche Katze ins Haus und befand diesen Knolauthron als probates Örtchen für die Erledigung einschlägiger Geschäfte, die man normalerweise doch bei sich zu Hause im Kisterl tun sollte. Seither steht der neue Knolaubottich in luftigen, katzensicheren Höhen. Weil: Alles was recht ist. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/05/12/2008)