Foto: Gerhard Wasserbauer

Essen und gesehen werden: das Restaurant im neuen Hotel Herrenhof.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Hurra, ein Hotel-Restaurant! An vielen Grenzposten der Zivilisation sind es die Speisesalons der Grandhotels, die als letzte Zuflucht vor der Wirklichkeit die Stellung halten. Jetzt hat so etwas ähnliches im Wiener Regierungsviertel aufgesperrt - passt.

Zu Mittag (und ohne Spesenkonto) tut sich zwischen Michaelerplatz, Löwelstraße und Herrengasse bislang eine Ödnis auf, in der vereinzelte Knödel-Kantinen (auch solche von TV-Köchen) kaum als Oasen gelten dürfen. Da freut man sich über ein Hotel-Restaurant, noch dazu ein so barockig aufgemascherltes, dessen Fensterfront zur Fahnengasse (und damit zur U3-Station) in durchaus spektakulärer Weise zum Gesehen werden animiert. Kein Zweifel: So auffällig sitzt man sonst nur auf der Fabios-Terrasse auf dem Präsentierteller. Ach ja: Wolfgang Schüssel war gleich am ersten Morgen zu Gast in der (ein bissl pietätlos "Café Herrenhof" getauften) Lobby-Bar.

Vier Varianten zu Mittag

Zu Mittag wird in alter Hoteltradition Buffet aufgefahren, so passé, dass es beinahe Charme hat. Speziell, wenn sich die Küche solche Mühe gibt, wie das in den ersten Tagen der Fall war - und zu diesen Preisen: Um 9,90 Euro gibt es Tagesteller plus gepflegtem Salat, wobei man aus vier Varianten wählen darf. Das kann Saltimbocca sein oder sehr ordentlich gegarter Lachs, Pasta oder sogar Kalbsbries (schmeckt à la carte aber hoffentlich besser). Dazu eine Auswahl einfacher, aber sorgfältig gemachter Gemüse: gebratene Zucchini mit Tomaten etwa, knackige Wurzeln oder geschmolzenen Lauch mit Ingwer - so gut, dass Fleisch und Fisch durchaus einmal links liegenbleiben. Wer ein paar Euro drauflegt, kriegt noch Zwetschkenkuchen vom Blech (ja!) und andere Nachspeisen aufgeladen. Die "all you can eat"-Option samt Fischvorspeisen schafft dann eh keiner mehr.

Abends schmeckt es fallweise recht unverbindlich, offenbar müssen selbst gut geführte Hotelküchen so kochen. Küchenchef Markus Trocki kann dem Konzept, Wiener bürgerliche Küche anzubieten, aber durchaus ein paar Facetten abgewinnen. Rote und weiße Blunze etwa, gute Würste, mit wenig, gutem Krautsalat und Rösti. Oder den Zwiebelrostbraten, eine von acht original "Rostbratenspezialitäten aus der Kaiserzeit", die zwar nicht nur für Deutsch sprechende Gäste ("... from our imperial era") gebraten werden, aber auch für diese zufrieden machend ausfallen. Nachher noch vielerlei Strudel, die derweil noch schön selbstgemacht schmecken - aber bitte doch.(Severin Corti/Der Standard/rondo/12/12/2008)