Bild nicht mehr verfügbar.

Erst einmal gilt zu unterscheiden: Ist Ihr Computerfreak ein Nerd oder ein Geek? Ersterer ist leicht zu beschenken, bei zweitem, nun ja, wünschen wir viel Glück. Eines ist wichtig: Halten Sie sich Ihren Geek unbedingt warm.

Jeder von uns hat einen. Einmal ist es der Bruder, einmal der Vater, einmal der Lebensabschnittspartner, einmal der Arbeitskollege. Einen Geek kennt jeder von uns: Man nennt ihn den Schräubchendreher, den Auskenner, den Chefzangler, den Master of the Geräte.

Begriffsgeschichtlich kommt der Geek vom Geck: Eulenspiegel auf mittelalterlichen Jahrmärkten, die von Kirtag zu Kirtag tingelten, Häschen aus den Kapuzen zauberten, lebendigen Tieren den Kopf abbissen und anderen Freakzauber vollbrachten. Im Englischen wurde der Geck zum Geek und erfuhr in den 1990ern einen radikalen Bedeutungswandel: Aus dem Freak wurde der technische Auskenner. Die frühen Geeks kletterten auf Rechenschiebern durch die Hörsäle, erfanden das Universum der Bits und Bytes und ganz nebenbei das Internet und den PC. Auf dieser Reise waren soziale Kompetenzen nur Ballast.

Nerd - knurd - drunk

Gerne wird der Geek deshalb mit dem Nerd verwechselt. Obwohl sich beide hochintelligent in denselben Welten umtun, sind sie doch grundverschieden. Am besten illustriert das die Herkunft des US-amerikanischen Campusausdrucks. Nerd kommt von knurd. Das ist "drunk" (betrunken), von hinten buchstabiert. Nerds verweigerten nämlich, ganz im Gegensatz zum Rest der studierenden Bevölkerung, jeglichen Alkoholdurchsatz. Geek und Nerd werden auf hohem Niveau von den Galionsfiguren der Computerbranche repräsentiert: Microsoft-Mogul Bill Gates ist Nerd, Apple-Chef Steve Jobs Geek.

Nerds gelten als pflegeleicht. Sie kuscheln gerne, ernähren sich von Chips, Nutella und Cola light, treiben sich in anonymen Chatforen herum und gehen der Welt, sieht man vom Anblick ihrer Brillengestelle ab, kaum auf den Nerv. Zu Weihnachten macht man sie mit Herrensocken, einer neuen PC-Tastatur, ein paar Comicheften und einer Dose Vanillekipferln glücklich. Nerds sind die Gummibäume unter den Mitmenschen.

Anders die Geeks. Der Bush-Kritiker und Terrorexperte Richard A. Clarke brachte es 2007 in einem Interview für die legendäre amerikanische Satiresendung "The Colbert Report" auf den Punkt: "Der Unterschied zwischen Nerd und Geek? Der Geek kriegt die Sache hin."

Der Geek schlägt alle

Das ist das ganze Unglück. Der Geek kriegt die Sache hin. Der Geek kriegt alle Sachen hin. Der Geek hatte einen Apple, als wir noch nicht einmal Amiga buchstabieren konnten. Er wusste, wie man Videorekorder programmiert, als wir noch in den Schwarzweiß-Schirm starrten. Der Geek hat die Geräte, bevor sie irgendwer anderer hat. Und wenn sie kaputtgehen, kriegt er sie wieder hin.

Einen Geek in der Verwandtschaft zu haben kann mehr Sicherheit bedeuten, als das klassische Versorgungstrio in der Familie - den Anwalt, den Doktor und jemanden mit einem Lieferwagen. Der Geek schlägt sie alle. Er kann Steckdosen reparieren, Computerabstürze fixen, Marmeladegläser öffnen, Radiosender finden, Steuererklärungen ausfüllen.

Nichts für Normalsterbliche

Nur eines kann der Geek nicht. Sich richtig beschenken lassen. Denn der Geek hat schon alles. Lange vor allen anderen. Der Geek ist wunschlos, aber unglücklich. Seine Sehnsucht ist die, mit dem überrascht zu werden, was er sich insgeheim wünscht. Normalsterbliche sind diesem Dilemma nicht gewachsen. Wir kennen die Geräte nicht, auf denen der Geek durch die Material-Welt surft. Und wenn wir von einem lesen, in einer Geek-Zeitung, wo denn sonst, kommen wir garantiert zu spät. Der Geek liest ja die Zeitungen auch. Vor uns. Und wenn er ein Spezialgeek ist, schreibt er gar für diese.

Womit machen wir also einen Geek glücklich? Mit dem neuesten Netbook? Nada. Mit dem hochgepimpten 64 GB iPhone, gecrackt, mit 8 Megapixel-Kamera? Mit dem A2B Ultra MotorElectric Bike, dem Aston Martin Rapide? Dem Waring Martini Mixer, der Leica D-Lux 4? Njet. Hat der Geek alles schon. Naja, den Aston Martin vielleicht nicht. Was also braucht der Geek?

Handgemachte Maßschuhe. Duftwässer von Penhaligon's, Creed oder Acqua di Parma. Ein heißes Wochenende im Hotel Orient. Der Weihnachtsmann darf schon einmal den Sack schnüren. (Andrea Maria Dusl/Der Standard/rondo/19/12/2008)