Neues Lokal am Naschmarkt? Das kann nur ein Panasiate sein!

Foto: Gerhard Wasserbauer

Dabei war "Honobono" an anderer Stelle schon mal ein puristisches Suppenlokal.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Wenn man glaubt es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Sushi her. Und zwar auf den Naschmarkt, der immer noch alles, was nach Klebereis oder Fritterware mit süßer Sauce aussieht, unersättlich wie ein schwarzes Loch in sich aufzusaugen scheint. Dabei sollte die Nachfrage nach mediokrem Asia-Mix längst gesättigt sein, wo doch mittlerweile jeder Vorstadt-Chinese die Wandlung zum All-you-can-eat-Sushi-Wok-Thai-Dimsum-Schnitzlplatzl (und zurück) durchgemacht hat.

Nix da, a bissl was geht immer. Seit vergangener Woche hat eine Zweigstelle der Ramen-Küche "Honobono" eröffnet, wo bisher der Panasiate "Jin's" war. Der ursprüngliche Standort in der Hegelgasse soll mittelfristig abgegeben werden - bis die großformatigen Manga-Poster von da hierher umgehängt sind, sitzt man in der ehemaligen Bankfiliale noch im Inventar der Vorgänger. Dumm nur, dass das Honobono auch etwas vom Küchenstil übernommen zu haben scheint: Was einmal als puristische Ramen-Suppenküche nach japanischem Vorbild gestartet war, serviert inzwischen auch Thai-Wok, Spare Ribs "philippinisch" oder Tom Yam Gong samt obligater Lemongrass-Wasserleiche.

Sushi mit Faschiertem

Und natürlich Sushi. Und was für welche. Außer den üblichen Reispellets mit Lachs-, Thunfisch- und Surimibelag sind auch "Designersushi" in fünf Varianten vorrätig, die neben wirren Zutaten-Kombinationen auch durch die Inhaltsbeschreibung auffällig werden. Die Karte führt "Fleisch Sushi-Variation - Unter den Top Ten in London". Oder "Pilze Sushi Variation - Unter den Top Ten in Paris", und so weiter. Das ist so trendy und weltstädtisch, dass sogar das Personal keinen Schimmer hat, was da verkauft wird - und ganz offenbar auch nicht vorhat, dies mittels Selbstversuch zu ändern.

Bis man erfährt, dass unter Fleisch-Sushi eine Reis-Rolle gefüllt mit Faschiertem und Kimchi zu verstehen ist, sind zwei Kellner verschlissen. Dann weiß man freilich erst, was man nicht will. Wer aufs Geratewohl etwa Designer-Sushi-Variation bestellt, handelt dumm und wird postwendend bestraft: Die mit gelbem Teig umwickelte Reisrolle ist in wagenradgroße Scheiben geschnitten und mit Lachs, Surimi und Gemüse gefüllt, wobei die tranige Note des Batteriefisches allen anderen Ingredienzien (und selbst dem Wasabi-Kren) mühelos die Stirn bietet. Heuschrecken-Sushi soll es auch geben, klar, klingt schließlich auch irgendwie asiatisch. Noch, so heißt es, fehle aber die für die Darreichung von Insekten einzuholende Sondergenehmigung.

Dagegen schmecken die Suppen ganz okay, speziell jene mit Gemüse-Tempura und Soba (Buchweizennudeln) ist leicht, würzig und sauber abgeschmeckt - mehr als zufriedenstellend. Ramen mit Schweinefleisch und hartem Ei mag im Vergleich üppiger garniert sein, der Suppenfond hat jedoch einen penetranten Nachgeschmack - da durfte wohl Knoblauchpulver mit ran. Naschmarktsalat mit Sesamdressing macht Lust auf Rohkost - die wird aber enttäuscht: geschredderter Eisberg mit welken Fisolen und Sojasprossen, die entweder blanchiert (?) sind oder überhaupt aus der Dose kommen - nein, danke, dann doch lieber noch ein Bier. (Severin Corti/Der Standard/rondo/19/12/2008)