Das biodynamische Hornmistpräparat wird gern belächelt. "Es funktioniert", halten Anwender dagegen: Kuhdung im Horn einer weiblichen Kuh wird vergraben und verkompostiert. In Wasser aufgelöst, wird es als Stärkungsmittel im Weingarten gespritzt.

Foto: Steve Haider

Zum ganzheitlichen Ansatz der Biodynamie gehört ein gesundes Bodenleben ebenso wie ein geschlossener Kreislauf auf einem Hof, auf dem durch eine möglichst große Vielfalt beispielsweise auch für Dünger gesorgt wird. Auch Energieströme, Gestirnkonstellationen und andere nicht leicht fassbare Dinge werden miteinbezogen, was Skeptiker als obskur und vor allem risikoreich kritisieren. Ein Beispiel ist der Mondzyklus, der Flüssigkeiten beeinflusst (Gezeiten!) und nach dem sich übrigens nicht nur Biodynamiker beim Winterschnitt der Reben richten. Bei genauerer Betrachtung steckt hinter manchem, das als abgehoben und esoterisch abgetan wird, altes Wissen, das nach den Zeiten der Kunstdünger- und Technikgläubigkeit wieder ausgegraben wird.

Das Ansehen von Bioweinbau stieg mit dem Grün-Bewusstsein, dem Informationsgrad und auch seit bekannt wird, welch namhafte Betriebe weltweit (Romanée Conti) oft schon lange nach diesen Prinzipien arbeiten. Dazu kam eine Verbesserung der Qualität der Bioweine generell, während früher mäßige oder fehlerhafte Tropfen zu oft mit "bio" entschuldigt wurden.

Weltweite Reglements

Der Demeter-Verband ist einer von mehreren im Bio-landbau, deren Mitglieder sich immer strengere Richtlinien als in der EU-Bioverordnung 2092/91 auferlegen, die Biomindeststandard ist. Nur Demeter agiert dabei weltweit, was jedoch nicht heißt, dass deren Reglements auch weltweit identisch sind. Demeter besetzt die Biodynamie als philosophische Basis. In Österreich gibt es neben Demeter auch die Winzergruppe "Respect" um den Berater Andrew Lorand, die sich mit biodynamischer Bewirtschaftung befasst. Einige Winzer probieren ohne Anspruch auf Zertifizierung Methoden der Biodynamie aus: Fritz Wieninger (Wien) stellt nach mehrjährigen Tests auf Teilflächen nun voll und offiziell um.

Während die Weingartenarbeit nicht nur von Demeter genau geregelt ist, bleibt man bei den Kellerbestimmungen eher vage. Bioweinbau hängt dabei in keiner der Philosophien ausschließlich an der Vergärung. Ob jetzt spontan oder mit Reinzuchthefen vergoren wird, wird dabei gern zur Gut-oder-böse-Frage stilisiert, von der auch konventionell wirtschaftende Winzer "ihr Fett" abbekommen. Dabei geht es vielmehr um Unterschiede im Zugang, wie ein Winzer die Hochrisikophase der Gärung handhabt. Verkürzt gesagt ist man mit Reinzuchthefen auf der sichereren Seite, während Spontanvergärung bei höherem technischen Risiko den individuelleren, "authentischeren" Wein ergeben kann. Und es gibt auch Reinzuchthefen, die bestimmte Aromeneigenschaften "herausarbeiten".

Entscheidung über Gummistiefelmarke

Wer sich biodynamisch nennen darf, wer "wahr und echt" ist, wird hierzulande seit längerem und wohl auch in Zukunft in einer Weise diskutiert, die an die Frage, ob "Volksfront von Judäa" oder "Judäische Volksfront", aus Monty Pythons "Das Leben des Brian" erinnert. Dabei geht es auch um eine Bezeichnung, die sich vom Underdog zur positiven Marke entwickelt hat, mit allen Vorteilen.

Welche Weinidee ein Winzer verfolgt, welche technischen und kommerziellen Risiken er bereit ist einzugehen, ist ebenso persönlich wie die Entscheidung über Gummistiefelmarke oder Gärtankproduzent. Erfreuliches Fazit aller Diskussionen ist jedenfalls, dass es immer mehr Weinbauern gibt, die im Streben nach Weinen, die Böden und Klima widerspiegeln, auf überbordende Technik und Chemie verzichten. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/16/01/2009)