Die kapverdische Fluggesellschaft TACV fliegt nicht direkt von Österreich auf das Archipel, die meisten Verbindungen gibt es von Lissabon aus. TACV gewährleistet auch die regelmäßigen Verbindungen zwischen den Inseln. Als Alternative zum Linienverkehr kommen Charterflüge mit saisonabhängiger Frequenz etwa von München oder Frankfurt infrage. Die rund achtstündigen Direktflüge von Deutschland mit TUIfly können sehr günstig sein. Auf den Inseln kommt man am besten mit den Sammeltaxis, den Aluguers, weiter, auf die Weise erreicht man auch ohne Bus von São Filipe den Pico de Fogo.

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Wer individuell einen Wanderurlaub auf Fogo plant, kann sich an die Bergführer von Ecotour in Portela am Fuße des Vulkans halten (ecotourfogo@hotmail.com). Dort findet man auch auch die einfache, aber hübsche Pousada Pedra Brabo. Österreichs Wanderreiseveranstalter sind mittlerweile regelmäßig auf dem Archipel unterwegs. Weltweitwandern bietet zwei 15-tägige Varianten an, bei der jeweils mehrere Inseln erkundet werden; das ganzjährig durchgeführte Programm "Trekking und Relaxen" berücksichtigt den Umstand, dass das Archipel eben auch sehr reizvoll für "Strandläufer" ist.

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Die Zahl der Pauschalreisen auf die Kapverden ist in den letzten Jahren rapid gestiegen, neu im Programm sind die Inseln etwa bei Jahn Reisen. Katalog-bucher landen zumeist auf der Insel Sal, die oft mit Fuerteventura verglichen wird: Dort vergnügen sich wohl ebenso viele Surfer, die Strände auf Sal sind aber länger und einsamer, und auch die Taucher werden diesem Vergleich widersprechen – die Unterwasserwelt ist hier im Gegensatz zu den Kanaren bereits tropisch. Die Hotelanlagen auf Sal verfügen zumeist über eigene Surf- und Tauchschulen, zudem findet man auch unabhängige Tauchbasen.

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In Portela gibt es nicht viel. Einige Häuser nur, ein paar Straßen, die sich in diesem winzigen Ortsteil von Chã das Caldeiras kreuzen, eine einfache Bergpension mit Restaurant, drei kapverdische Läden, die sich allabendlich in eine Bar verwandeln. Hier ist es ganz anders als in dem warmen, anmutigen Inselhauptstädtchen São Filipe mit seiner portugiesischen Kolonialarchitektur. Rund zwei Stunden dauert die Fahrt von der Stadt, zwei Stunden durch karges, von der Sonne verwöhntes Land, vorbei an winkenden Menschen, die alle Dinge des täglichen Lebens auf dem Kopf transportieren. Für die ein Bus mit Wandertouristen eine reichlich lustige Angelegenheit ist.

Unser Bus hält. Kinder sind wie aus dem Nichts gekommen, sie umschwärmen und beschwatzen uns im kreolischen Dialekt, wir sollten doch ihre kleinen, handgemachten Häuschen aus Lavastein kaufen. Hier oben auf 1600 Metern begegnen sie uns – sie und eine Mondlandschaft: Nur hier und da ein Fetzen Grün, sonst ist alles Staub, Geröll, geronnene Lava.

Die Ilha do Fogo, eine der neun bewohnten Kapverdischen Inseln, ist ein ebener Vulkankegel in dessen majestätischer Caldeira mit 2829 Metern der zweithöchste Berg im Atlantik aufragt. Der Pico de Fogo gab der Insel, die zunächst São Felipe genannt wurde, den neuen Namen: Insel des Feuers. Im 17. Jahrhundert soll der Vulkan nach einem Ausbruch den vorbeikommenden Schiffen als natürlicher Leuchtturm gedient haben.

Heiß hinter dem Holztresen

Am Abend streifen wir durch das stockfinstere Portela. Keine Straßenbeleuchtung, doch in manchen Fenstern sehen wir Gaslampen brennen. Ganz am Ende des Ortes hören wir laute Musik. Wir stehen in der Schänke von Ramiro: Wirt, Gitarrist und Sänger in Personalunion. Hinter seinem furchigen Holztresen spielt er die rasante Funaná, höllisch schnelle, in der Kolonialzeit verbotene Musik, gespielt auf Gitarre, Akkordeon, Mandoline und einem geriffelten Plastikrohr als Waschbrettersatz. In der Verschmelzung afrikanischer und europäischer Traditionen ist diese Musik das einprägsamste kulturelle Erbe des Inselarchipels vor der Küste Westafrikas.

Wir knabbern Erdnüsse, trinken das kapverdische Strela-Bier, den Zuckerrohrschnaps Grogue – und auch einen heimischen Heckenklescher von den Reben hier auf Fogo. Ramiro ist mit dem Geschmack der Touristen vertraut, immer wieder kommen Wandergruppen zu ihm, doch die Musik macht der Hochgeschwindigkeits-Gitarrist vor allem für sich selbst.

Die Nacht in der Pousada Pedra Brabo – wo wir mit vorzüglichem Kokosfisch, Kürbis und Süßkartoffeln verwöhnt werden – ist kalt. Sehr kalt sogar. Es gibt keine Heizung, nur dünne Wolldecken, wir sind froh, als der Morgen dämmert. Um sieben Uhr marschieren wir los, müde und steif.

Der Pico liegt wie ein dunkles Monstrum vor uns. Etwa vier Stunden wird der Anstieg dauern, doch schon bald wird es wärmer. Paolo – ein junger Mann aus dem Dorf – marschiert mit den Händen in seinen Hosentaschen voraus. Jedes Jahr gibt es ein Wettmarschieren unter den Bergführern, erzählt der zurückhaltende Mann nach mehrmaligem Nachfragen. Ginge er allein, würde er den Weg nach oben in weniger als einer Stunde schaffen.

Glück und Schwefel

Immer heißer wird es, an vielen Stellen riecht es nach Schwefel. Ganz oben, an der Spitze des Pico, muss man über Felsen klettern, doch wir genießen bereits den Blick auf das winzige Dorf und ins Innere des Vulkans. Wie unterschiedlich Schwarz schimmern kann! Wagemutige sind in den Kegel hinabgeklettert und haben sich dort verewigt, indem sie aus Steinen ihren Namen (oder den ihrer Liebsten) geschrieben haben.

Paolo führt uns nun einen anderen Weg hinab. Es geht über kilometerlange Felder aus Asche, über die man mehr rutscht als läuft. Eine staubige Skifahrt ohne Bretter. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir wieder in Portela, machen noch eine zweite, kürzere Wanderung durch die riesigen, erstarrten Lavafelder des Vulkanausbruchs von 1995. Damals arbeitete der Berg wieder, erstmals nach 44 Jahren. Es wurden einige Häuser, vor allem aber das alte Gebäude der Weinkooperative zerstört, die sich mithilfe italienischer Spezialisten redlich um die Aufzucht von Reben bemühte. Todesopfer gab es keine zu beklagen, doch noch heute ist die Angst vor einem neuerlichen Ausbruch da. Warum hier bleiben, fragen wir unseren jungen Bergführer. "Weil der Berg wie ein guter Freund ist", meint er.

Zurück in der Inselhauptstadt São Filipe, besuchen wir den bunten Kleidermarkt, sind begeistert, vor allem auch von der Architektur der Hauptstadt – deren Schönheit auf Ausbeutung beruht. Die Lehnsherren der Insel, portugiesische Adelige, sind hier mit dem Sklavenhandel reich geworden und bauten sich in der Unterstadt große Herrenhäuser, die "Sobrados".

In einem dieser Sobrados, in der "Casa Da Memória", ist von der Schweizerin Monique Widmer ein kleines Privatmuseum eingerichtet worden, das die Geschichte der Kapverden – eine Geschichte von Kolonialismus und Emigration – darstellt. Sie muss nicht nur Touristen helfen, die Inseln besser zu verstehen: In dem 1820 errichteten Gebäude mit dem großen Patio, wo einst ein Kino untergebracht war, hat sie nun eine Bibliothek eingerichtet, wo vor allem die Schüler Fogos lesen und lernen. (Marc Peschke/DER STANDARD/Printausgabe/24./25.01.2009)