"Fabrica", die Kreativschmiede des Hauses Benetton, wurde von der UNO beauftragt, eine Kampagne zur Unfallvermeidung von Kindern zu realisieren.

Foto: Hersteller

Den Zuschlag bekam der Beitrag der österreichischen Fabrica-Stipendiatin Valerie Gudenus.

Foto: Hersteller

Den fünf Knet-Männchen ist das Lachen vergangen. Ihr gemeinsamer Nenner heißt Schmerz und in weiterer Konsequenz Tod. Zu sehen sind sie auf insgesamt fünf Plakaten, die die 24-jährige Valerie Gudenus für eine internationale Kampagne der UNO gegen Kinderunfälle gestaltet hat.

Ein Männlein, es ist grün, steht mit geblähtem Knetbauch vor einer geöffneten Pillendose. Es drückt völlige Verzweiflung aus. Die lapidare Zusatzinfo zum Bild: "125 Kinder sterben jeden Tag an Vergiftungen". Ein Plakat weiter sieht man einen orangefarbenen Knet-Kollegen auf dem Boden liegen. In seinen plattgewalzten Bauch ist das Profil eines Auto-reifens eingedrückt. Der Text: "720 Kinder sterben täglich an Verkehrsunfällen". Keinesfalls vermittelt die Wahl der Protagonisten für diese soziale Kommunikationskampagne etwas Putziges, Verharmlosendes, und es ist erstaunlich, wie Gudenus es schafft, mit einfach geformten Figuren Schmerzen und Angst in den Ausdruck der Fimo-Gesichter zu bringen. Die restlichen drei Figuren warnen vor Verbrennungen, vor dem Ertrinken und vor Stürzen. Zählt man die Opfer dieser fünf Gefahrenquellen zusammen, sind es mehr als1700 Kinder, die täglich dadurch umkommen.

Ein Projekt der Fabrica

Die Kampagne, die im Rahmen eines Projekts der Fabrica, der Kreativ-Schmiede der Benetton-Group, realisiert wurde, soll für dieses Thema sensibilisieren. Beauftragt wurde das 1994 gegründete Zentrum für Kommunikationsforschung in Treviso von der Unicef. Die Fotos werden allerdings kaum auf Plakatwänden oder in Zeitschriften zu sehen sein: Entscheidungsträger der UNO werden welt- weit bestimmen, wo die Sujets ihr Publikum bekommen. Gedacht wird dabei an Krankenhäuser, Kindergärten oder Schulen.

Valerie Gudenus, Absolventin der Wiener Universität für angewandte Kunst und Stipendiatin der Fabrica, entschied sich für die Plastilinmännchen, da sie eine einfache und universelle Sprache sprechen, wie sie meint. "Ich wollte keine grausige Kampagne realisieren, die Kinder und Eltern in den Spitälern noch mehr beunruhigen", sagt Gudenus. Wichtig war ihr ein Zugang, der der Welt der Kinder entspricht und den Betrachter trotzdem betroffen macht.

Die Frage, wie Gudenus es trotzdem schafft, dass sie Betroffenheit erzeugt, ohne reale Schreckensszenarien abzubilden, beantwortet sie so: "Ich denke, in diesem Bereich wird sehr häufig zu drastischen Mitteln gegriffen. Wenn man etwas sehr Schockierendes zeigt, generiert man auch eine Abwehrreaktion. Das wollte ich vermeiden."

Hauptsache ist die Message

Klingt ziemlich reziprok zu dem, was Benetton einst mit dem Superschocker Oliviero Toscani auf Plakatwänden in der ganzen Welt provozierte. "Stimmt, und genau aus diesem Grund habe ich mir auch überlegt, etwas anderes zu machen, etwas, das meinem Stil und Charakter entspricht", so Gudenus zu ihrer völlig anderen Zugangsweise. "Hauptsache, die Message kommt an", setzt sie nach. Sie tut es, und zwar auf eine Weise, wie es ein paar einfache Handgriffe nur selten bewerkstelligen können. (maik/Der Standard/rondo/30/01/2009)