Das Wieno versteht sich als Plattform für den Wiener Wein.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Dazu gibt es Würzbissen aus der Vitrine und Fleisch, mit Käse gratiniert.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Der Wiener Wein ist, wie man so sagt, in aller Munde. Auf den Weinkarten zahlloser Wirtshäuser gibt er inzwischen den Ton an, ein eigener Weingarten im Stadtgebiet (und möglichst an Edellagen wie Nussberg oder Rosengartl) gilt als edles wie genussintensives Hobby der besseren Gesellschaft, es regnet Auszeichnungen und Preise. Zuletzt wurde der Gemischte Satz gar von Slow Food International als schützenswert erkannt und in den feinen Zirkel der Präsidiumsprodukte erhoben - dabei galt der noch vor kurzem als maximal spritzfähig. Alles sehr gut und schön. Jetzt gibt es auch ein Lokal, das sich den Wiener Wein explizit zum Thema gemacht hat und laufend sechzig verschiedene Wiener Flaschen (rund 20 davon offen) zum Ausschank bringt.

Es nennt sich Wieno, was (hoffentlich) augenzwinkernd provinziell gemeint ist, liegt exakt vis-à-vis des Rathauses (und neben der VP-Parteizentrale) in den prächtigen, gastronomisch bislang aber kaum genutzten Arkaden der Lichtenfelsgasse und führt die Bezeichnung "Brasserie" im Namen. Davon darf man sich nicht verwirren lassen, denn in Wahrheit ist das bunt beleuchtete Wieno eh das, wonach es klingt, nämlich eine Weinbar. Also keine Klassiker der gutbürgerlichen Franzosenküche, sondern kalte Würzbissen aus der Vitrine.

Blubbernder Blaukäse

Die sind im Wesentlichen in Ordnung und erfüllen ihre Aufgabe, den Wein am Fließen zu halten. Gegrillte Makrele aus der Dose etwa, diverser spanischer Aufschnitt (eher die günstige Variante), die üblichen gebratenen Gemüse, Käse.

Es gibt auch einen offenen Plattengrill, auf dem landet aber wenig Aufregendes: Nürnberger Rostbratwürstel, Schweinskoteletts oder diverse Gröstl-Gerichte. Immerhin: Nichts Gebackenes weit und breit, fast möchte einem derlei abgehen vor so viel Wein aus Wien. Statt dessen hat man sich hier des Gratinierens besonnen, einer Technik, die in dieser Form zu Recht im Aussterben begriffen ist: Häppchenweise gibt es Filet von Schwein und Rind, mit Frischkäse überbacken, Pute mit dicker Brie-Kruste oder Chorizo mit blubberndem Blaukäse. So was hatten sie in Bratislava schon vor Jahren nicht mehr. Gegen solche Vorgaben tun sich die Weine etwas schwer. (Severin Corti/Der Standard/rondo/30/01/2009)