In jeder Hinsicht wunderbar: Haya Molchos doppel- geschoßiges Naschmarkt-Lokal Neni.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Ja, derfen s' denn des?

Foto: Gerhard Wasserbauer

Die Sonnensegel sind ausgefahren, die großen Fensterflächen sind bereit, nach oben gekippt zu werden, im Holzbackofen knistert es verheißungsvoll - und bald schon wird ein Kran kommen, um einen uralten Olivenbaum in den größten, schönsten und auch sonst wunderbarsten Gastgarten des Naschmarkts zu stellen: in den von Haya Molchos neuem Lokal Neni nämlich. Der Frühling kann kommen, na endlich!

Okay, okay, man kann es auch übertreiben mit der Begeisterung. Im Fall des neuen Marktrestaurants, das die in Israel geborene Gastronomin soeben aufgesperrt hat, fällt das aber ausgesprochen schwer. Weil das Lokal, das Molcho mit der Künstlerin Eva Beresin gestaltete und gemeinsam mit Sabu Topallar vom Nautilus betreibt, so ganz und gar super geworden ist. Wie ein freundliches Öko-Spaceship aus Stahl und gebürsteter Eiche hat es sich auf den Markt gesetzt: kein Gramm zu viel an Bord, aber jede Menge Extras, die man hierorts bisher gar nicht kannte! Ausgesprochen funky, das.

Cool ausgebautes Dachgeschoß

Das ausgebaute Dachgeschoß des einstigen Marktstandls ist besonders cool geworden - auch wenn sich das so nur dank der Klimaanlage sagen lässt: Ohne könnte man in dem mit Stahlblech verkleideten Raum, der ein bissl wie ein umgedrehter Schiffsbauch anmutet, wahrscheinlich auch ohne Ofen kochen. So aber bäckt der extra aus Syrien engagierte Pita- und Pide-Spezialist Shimon das fantastische arabische Brot (aber auch die ostjüdischen, geflochtenen Challah-Zöpfe) einen Stock tiefer im Holzofen. Das Brot und der Ofen sind eine Sensation des Neni, aber es gibt noch viele andere.

Das getoastete Reuben-Sandwich etwa, mit original New Yorker Pastrami, auf original Wiener Mischbrot: ein toll belegtes Brot von Welt. Oder die hausgemachten Pommes, die man sich leider separat dazu bestellen muss. Oder die Hühnerleberpastete im Glas mit grandiosem Chutney (fast eine britische Piccalilli!) und Brioche. Oder die Mezze und Salate in bewährtem Haya-Standard - also um Eckhäuser besser als alles, was diesbezüglich sonst am Markt geboten wird. Oder den absolut köstlichen kapverdischen Gemüseeintopf, für den Koch João ein Rezept aus seiner Heimat beigesteuert hat. Oder den fantastischen Minervois-Rotwein Courbissac (91 Parker-Punkte!), den es sonst nur bei Skopik & Lohn gibt. Auf den Frühling! (Severin Corti/Der Standard/rondo/27/03/2009)