+++Pro
Von Christian Schachinger

Der Sandalenfilm der späten 50er- und frühen 1960er-Jahre nahm nicht nur einen späteren Trend des Fernsehens vorweg. Immerhin lässt sich von den damals in diversen Herkules-Machwerken agierenden, heute weitgehend vergessenen Bodybuildern über Conan bis herauf zu Hansi Hinterseer und Ottfried Fischer eine gewisse Vorliebe von TV-Machern dafür feststellen, Hauptrollen mit ungeschulten, zumindest aber mit nur wenigen darstellerischen Talenten ausgezeichneten "Typen" zu besetzen.

Die damals versteckt auf der Leinwand aufpoppenden Muckis sollten allerdings auch eines verdecken: Die Sandale selbst war eine militärische Achillesferse antiker Kriegsführung. Einmal beherzt auf den großen Zeh gesprungen, und schon weinten selbst Superhelden. Vom einfachen Spartaner oder römischen Legionär ganz zu schweigen. Da lobt man sich die germanischen Fellschuhe, aus denen später die Moonboots wurden. Womit wir wieder bei Hansi Hinterseer wären. Alles ist eben immer mit allem verbunden. Toll!

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Contra---
Von Michael Völker

Sandalenfilme haben einen ganz entscheidenden Nachteil: die Sandale an sich. Es ist nämlich so, und das ist längst bewiesen und hinreichend belegt, dass sich Würde und Sandalen widersprechen. Ein Mann kann keine Sandalen tragen, ohne dass seine Würde nicht darunter litte. Das war schon immer so und ist auch heute so. Rufen Sie vor Ihrem geistigen Auge schnell folgendes Bild ab: Mann, kurze Hosen, Sandalen UND Socken. Unmöglich. Das geht einfach nicht. Auch ohne Socken nicht, nicht in der Stadt. Da ist die Würde gleich dahin.

Es hilft auch nichts, wenn Brad Pitt als Achilles Sandalen trägt, Russell Crowe als Maximus, Kirk Douglas als Spartacus, Charlton Heston als Ben Hur oder Robert Taylor als Marcus Vinicius in Quo Vadis. Die Sandale raubt ihnen selbst in der Antike die Würde, auch ohne Socken. Und das Schlimmste ist: Jetzt, zu Ostern, werden wir sie alle wiedersehen, da braucht man nur den Fernseher aufdrehen. Ostern ist Sandalenzeit, schlimmer noch als der Hochsommer. Gnade! (Der Standard/rondo/10/04/2009)