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Yvonne hatte sich mit ihrem Freund gestritten und in ihrer Wut seine Stereoanlage in der vollen Badewanne versenkt. "Wahrscheinlich", sagte sie zu ihren Freundinnen, die am Donaukanal saßen und ihre Zehen in dem warmen Aprilsand vergruben, "wahrscheinlich werde ich dann immer so unberechenbar und zornig, weil ich ungarisches Blut in mir habe."

Zora schaufelte mit ihrem Fuß eine Ladung Sand auf Yvonnes Jeans: "Und ich muss immer die Sachen von anderen Menschen mit Sand bestreuen, weil ich bosnische Wurzeln habe", sagte sie und schaufelte nun auch Sand in Yvonnes Handtasche. "Leslie wiederum ist durch ihre baltischen Vorfahren geradezu dazu gezwungen, dauernd Gesichter auf Servietten zu malen", setzte Zora fort. "Und du Yvonne, du musst ja schon aus genetischen Gründen diese bescheuerten Ausreden erfinden, schließlich kommt deine Urgroßmutter väterlicherseits aus dem hinteren Mühlviertel."

Yvonne war jetzt eingeschnappt: "Ich habe eben ein stark ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl", sagte sie. "Ich will Vergeltung, wenn mir jemand was antut." Leslie war überzeugt, dass man durch Vergeltung unglücklich wird. "Man darf vielleicht nicht so viel an die anderen denken", sagte sie kryptisch. "Weil wenn du wirklich an dich selbst denkst, dann tust du nichts Fieses, weil du ja dann selbst mies wirst. Und dann geht es dir schlecht." Sie war sich sicher, dass jene, die auf Rache verzichteten, die folgenden sieben Jahre fast ausschließlich Spaß haben würden. "Und du wirst leicht wie ein fliegendes Löwenzahnschirmchen, ungarisches Blut hin oder her." (Adelheid Wölfl/Der Standard/rondo/24/04/2009)