Das Problem ist, dass sich die ÖsterreicherInnen so schwer in die größere Welt integrieren können

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Das Beratungsunternehmen Mercer hatte das "einzig gerechte Urteil" gefällt, war Zora überzeugt. Sie war sicher, dass Wien im weltweiten Städtevergleich der Ort war, der die Menschen am glücklichsten machen konnte - wenn man es zuließ. "An Wien ist zum Beispiel super, dass die Bars und die Disco am Donaukanal ganz in der Nähe meiner Wohnung liegen", sagte sie. "Und dass die U2 jetzt bis zum Praterstern geht. Kein Wunder, dass Zürich die Nummer-eins-Position unter den Städten verloren hat, die haben ja nicht einmal eine U2. Außerdem musst du in Zürich aufpassen, dass du nicht ins Gefängnis wanderst, wenn du keinen Busfahrschein vorzeigen kannst. Ohne Ticket hast du dort null Bürgerrechte."

Yvonne fand, dass Zora wieder einmal übertrieb: "Und in Wien ist es gefährlich, U-Bahn zu fahren, wenn du eine dunkle Hautfarbe hast, dann kann es nämlich sein, dass die Polizei kommt und dich vermöbelt", erinnerte sie an den Amerikaner, der im Februar in einer U-Bahn-Station niedergeschlagen wurde. "Gegen den Rassismus hier hilft dir hier auch kein gültiger Fahrschein." Das Argument leuchtete Zora ein. "Das Problem ist, dass sich die Österreicher so schwer in die größere Welt integrieren können", sagte sie. "Diese Polizisten zum Beispiel, waren wahrscheinlich neidisch, weil sie kein Englisch verstehen. Dabei ist das Beste an Wien, dass du beim U-Bahn-Fahren umsonst Sprachen lernen kannst. Ein Jahresabo für die U6, und du kannst ein paar Sätze Serbokroatisch, zwei Jahre U1-Fahren, und du ersparst dir den Anfängerkurs in Türkisch." (Adelheid Wölfl/Der Standard/rondo/08/05/2009)