Noch ein Stopp auf meinem Weg ins Oberstübchen.

Foto: Der Standard

+++Pro
Von Karl Fluch

Jahrelang im vierten Stock ohne Lift wohnen prägt. Im Guten wie im nicht so Guten. Zum einen hat man eine Bombenkondition. Denn wenn man im Erdgeschoß angekommen feststellt, dass die zum Einkauf notwendige Brieftasche blöderweise nicht zugestiegen ist, bevor man sich auf den Abstieg begeben hat, bedeutet das: noch einmal rauf, sonst Hunger, Unglücklichsein, Weinen, Gesichtsverlust. Aber feste Wadeln allein machen auch nicht glücklich, deshalb wird Lift gefahren, wann immer es geht. Solange man dabei nicht so fett wird, dass beim Betreten der Kabine das "Überlastet-Schild" leuchtet, gibt es keinen Grund, diese Haltung zu überdenken. Außerdem geht man ja eh ins teure Fitnessstudio, jetzt, wo man nicht mehr im Vierten ohne wohnt. Ebendort, im Lift zum exakt einen Stock höher gelegenen Fitnessstudio, wurde ich unlängst zweier Models ansichtig, die, wie ich, mit dem Lift hinauffuhren. Welch überzeugendere Bestätigung kann es geben? Schön und schlau!

Zumindest über die Distanz eines Stockwerks.

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Contra---
Von Harald Fidler

Der Wirtschaft schadet's, der Demokratie, der Gesundheit, körperlich wie geistig. Denn: Beinah wäre diese Kolumne nicht fertig geworden, weil ein sonst geschätzter Kollege (nicht der Fluch) meinen Weg nach oben bremste, indem er im Erdgeschoß einstieg, in letzter Sekunde, die Tür aufzwang, auf dass die achtmal so lang brauchte, um zu schließen. Im ersten Stock raus. Dann leistete sich eine Zweite den zeitraubenden (so viel zur Wirtschaft) Luxus des Einstockfahrens. Noch ein Stopp auf meinem Weg ins Oberstübchen, wo mein PC aufs Hochfahren wartete und dafür ähnlich lange brauchte, obwohl ich niemand zu- und wieder aussteigen sah, aber bei Microsoft kann man in der Hinsicht nie sicher sein. So viel zur Gesundheit. Fast wäre also diese Kolumne nicht erschienen wegen der ewigen Ein-und Aussteiger, und daher womöglich diese anmutige Beilage, ein wichtiger Werbeträger und also Wirtschaftsfaktor, und damit hätte der Standard ein Problem. Der ist für die Demokratie ja nicht ganz unwichtig. Nicht nur einer, auch vier Stöcke zu Fuß scheinen mir viel gesünder. Finden Sie nicht? (Der Standard/rondo/15/05/2009)