Handwerkskunst von den Dachbrettern bis zum Gmundner Kachelofen von 1780.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Die Ramsaualm ist fast zu gut, um wahr zu sein!

Foto: Gerhard Wasserbauer

Jörg Holleis ist im Hauptberuf Mediziner und hatte die Ramsaualm, hoch über Gmunden, ursprünglich als Privatdomizil konzipiert. Mit Fortdauer der Arbeiten überkamen ihn aber (zum Glück!) Gewissensbisse, dass er einen so einzigartigen Ort mit Blick auf den Laudachsee samt Katzen- und Traunstein im Hintergrund eigentlich auch anderen gönnen sollte. Immerhin war hier von jeher eine (wenn auch zusehends verschandelte) Ausflugshütte gestanden.

Seit April ist die neue Alm deshalb für Besucher geöffnet - und es lohnt sich sehr, den Spaziergang (öffentliche Straße gibt's keine) hierher zu machen. Nicht nur, weil mit Klaus Kienesberger (zuvor Joseph's, St. Wolfgang) und Lorenz Pesendorfer (zuvor Klosterstube, Traunkirchen) gleich zwei inspirierte Köche am original erhaltenen Holzherd stehen. Sondern auch, weil das Haus mit großer Hingabe und noch mehr Geld zu einem ziemlich einzigartigen Schmuckstück geworden ist. Nach dem Vorbild des nahegelegenen, aber vor Jahren abgebrannten alten Jagdhauses des Herzogs von Cumberland wurde hier unter Verwendung von alten Steinen, altem Holz, prächtiger Wirtshausbänke und wunderbaren Antiquitäten (gleich zwei original barocke Gmundner Kachelöfen!) ein alpines Haus gebaut, in dem Alt und Neu auf ganz wunderbare Weise zu einem stimmigen Gesamterlebnis verschmelzen. Dazu die fantastische Lage am ansonsten unverbauten See, die Unmöglichkeit, Reisebus-Inhalte abzuladen - und man hat einen Flecken Salzkammergut, wie man ihn sich authentischer und sommerfrischer nicht träumen könnte.

Authentische Hüttenkost

Dementsprechend schnell hat sich das herumgesprochen - die Alm ist speziell zum Wochenende stets bis auf den letzten Platz reserviert. Abends ist regulär um 18 Uhr Schluss, meistens bleibt aber eh viel länger Licht in der Küche. Für den Rückweg (ob zu Fuß oder per Mountainbike) sollten in diesem Fall aber Taschenlampen mitgenommen werden. Sogar im Winter soll die Hütte demnach "meistens" offen haben.

Die Speisekarte bietet authentische Hüttenkost, die freilich mit beachtlichem Einsatz exekutiert wird: Ein wunderbarer Suppentopf mit Juliennegemüse, Fleisch und Nudeln etwa, köstliche Jausenbrote mit Erdäpfelkas, aber auch schwungvoll papriziertes Gulasch oder Schweinsbraten aus dem Holzofen mit 1a Krautsalat. Zurück geht es eh nur bergab! (Severin Corti/Der Standard/rondo/17/07/2009)