Wehende Vorhänge, rülpsende Buddhas.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Das neue Dots zeigt auch am neuen Standort, dass die Wiener einen eigenen Zustand zum Sushi haben.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Eines muss man den Dots-Betreibern lassen: Mit guter Beleuchtung, lauter Musik und reichlich gelacktem Designerkitsch zimmern sie aus hoffnungslos wirkenden Locations brauchbare Glitzertempel für die Bling-Bling-Abteilung der Wiener Partycrowd. Irgendwie scheinen funkelnde Handtäschchen, Riemchensandalen und big hair vom diffusen Schummerlicht magisch angezogen zu werden, das die zwei Niederlassungen des Kreativsushi-Rollers ausleuchtet.

Am Essen wird es nämlich kaum liegen, dass sowohl das Stammhaus auf der Mariahilfer Straße (ein fensterloser Raum irgendwo hinten im Gang eines Bürogebäudes), als auch der neue Standort in einem ehemaligen Heurigenlokal allabendlich von Scharen spendierfreudigen Jungvolks heimgesucht werden, deren Styling sich nur durch exzessiven Konsum heimischer Society-Sendungen erklären lässt.

Bis an die Schleimgrenze zerkocht

Die Hauptattraktion scheinen sogenannte Experimental-Maki zu sein, in Terrinenform gepresste Würste aus kaltem Reis, der bis an die Schleimgrenze zerkocht wurde. Sie sind mit kalter Asiapfanne gefüllt - mit Chicken Teriyaki etwa oder mit gebratenem Oktopus, Jungzwiebeln, Ingwer und Shiitake-Pilzen. Alternativ gibt es Toppings, die an die nahen Heurigenbuffets gemahnen (Rock 'n' Roll Maki mit Liptauer, Gurke, Surimi und Tunfisch). In der Mehrheit aber herrschen noch abstrusere Kombinationen vor, die wilden glutamatösen Albträumen entsprungen zu sein scheinen: Marilyn Monroll (sic!) etwa mit paniertem Lachs, Avocado und Chilisauce mit einem Aroma nach aufgeweichten Paprikachips - buchstäblich atemberaubend.

Spicy Beef Roll bietet grau gebratenes Rindfleisch, Kren und abermals Chilisauce (beides aus der Convenience-Tube) - um 12 Euro muss so ein Reisbemmerl schließlich nach irgendwas schmecken. Bloody King Crab Roll besteht laut Karte aus Tartare von der Königskrabbe, zu Tisch kommt aber eine mit blanchiertem Weißfisch gefüllte Rolle (Polardorsch?). Diesmal macht Worcester-Sauce die Würze, und eine klebrig süße Mayonnaise mit Surimi-Flocken gibt das Topping. Ein Patzerl Kaviarersatz darf auch noch obendrauf, wir sind ja exklusiv.

Die Stimmung ist dessen ungeachtet ganz supie entspannt, dem können auch die saftigen Weinpreise keinen Abbruch tun: Die meisten trinken eh Prosecco - und der ist vergleichsweise billig. (Severin Corti/Der Standard/rondo/24/07/2009)