Seit 1571 steht das mächtige Wirtshaus an der Traunklause von Steeg, wo das Wasser des Hallstätter Sees einst aufgestaut wurde, um danach so freigelassen zu werden, dass die Salzschiffer mit ihrer Fracht auf einer wohldosierten Flutwelle über die gefürchteten Stromschnellen hinab bis nach Ebensee surfen konnten.
Das ist längst Geschichte, das prachtvolle Haus am Fluss aber steht unverändert da. Bloß gekocht wird hier nun besser denn je. Juniorchef Fritz Grampelhuber hat bei den Brüdern Obauer gelernt, wurde ob seines Talents unter deren Fittiche genommen und verbringt die Wintersaison seitdem regelmäßig in einigen der höchstbewerteten Küchen der Schweiz - um nicht aus der Form zu kommen. Im Sommer aber steht er im heimatlichen Wirtshaus am Holzofen, der seit 180 Jahren alle Tage frisch eingeheizt wird und bis heute die zentrale Kochstelle des mächtigen Wirtshauses ist. Prachtvoll, so hat man's gern!
Dementsprechend ist der Schweinsbraten aus der Rein, mit fantastischem Stöcklkraut und Knödel serviert, das quintessenzielle Gericht des Steegwirts - nicht nur, weil so ein Bratl im Holzofen zumindest doppelt so gut wird wie aus der Elektroröhre, sondern auch, weil dem Fleisch hier ganz grundsätzlich große Aufmerksamkeit geschenkt wird. So besteht die Portion aus dreierlei: Bauch mit perfektem Kruspel, Schopf aus der feinwürzigen, hauseigenen Sur und Karree, dessen Saft und Kraft keine Zweifel an der Fleischqualität lässt.
Klingt nach Abenteuer
Das Schnitzel wird ganz selbstverständlich in purem Butterschmalz gebacken, wer sich und dem Küchenchef eine richtige Freude machen will, bestellt aber jene Positionen der Speisekarte, die ein bissl mehr nach Abenteuer klingen. Eine fantastisch dichte, vom Aroma des Waldbodens satte Eierschwammerlcremesuppe etwa, samt hauchdünner Scheibe vom rohen Almochsen- Filet als Einlage - sieht toll aus, schmeckt fantastisch. Oder die im Schmalz gebackene Rehleber, die zartrosa und knusprig zu Tisch kommt. Oder das Ragout vom Rehbock, ganz puristisch im Natursaftl zu Butter geschmort - das allerdings bekommt mittels Bourbon-Vanille ein subtiles Tuning verpasst. Dazu hausgemachte, bissfeste Nudeln - ganz einfach, aber auch ganz eindeutig von den Obauers und ihrer Hingabe für exquisite Gewürze geprägt. Fantastisch auch der selbstgemachte Gamsschinken, der zwei Monate in alten Salzstollen reift. Zur Nachspeise erweisen sich die Grießknödel mit Bananen-Schwarzbeer-Kompott und selbstgemachtem Meloneneis als unausweichlich: Schmeckt ganz genau so hochgestochen gut, wie's klingt.
Für den Herbst plant Grampelhuber einen Zubau in Form eines Gourmet-Pavillons, in dem er die bislang nur sporadisch erhältlichen großen Feinschmeckermenüs institutionalisieren will. Die Wirtschaft aber bleibt unverändert: (Severin Corti/Der Standard/rondo/07/08/2009)