Wempe Zeitmeister Glashütte i/SA Chronograf

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Longines Conquest

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Oris Williams F1 Team Chronograf

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Swatch Chrono Automatic

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Erstaunlich, aber wahr: Trotz praktischer Handys mit integrierter Stoppfunktion sind Chronografen fürs Handgelenk weiterhin höchst en vogue. Dabei spielt es keine Rolle, dass mann die "zeitschreibende" Zusatzfunktion nur höchst selten braucht. Vielleicht wenn er am Herd steht, zum Al-dente-Kochen der Spaghetti vielleicht. Oder beim sachgerechten Umgang mit Superklebern. Und doch kommen Chronografen dank ihrer Drücker im rechten Gehäuserand und der zusätzlichen Totalisatoren auf dem Zifferblatt ungemein stark. Kurz: Diese Spezies Zeitmesser macht richtig was her am Handgelenk. Und sie muss - mechanisch und mit Schweizer Uhrwerk versteht sich - keineswegs unbezahlbar sein. Zum Glück gibt es den Rohwerkegiganten Eta, der sich auf die Herstellung gleichermaßen zuverlässiger, präziser und kostengünstiger Automatikwerke mit Chronograf versteht. Eindrucksvoller Beleg ist der neueste, soeben vorgestellte Swatch Chrono Automatik, den es für rund 290 Euro zu kaufen gibt.

Die Premierenkollektion besteht aus fünf Modellen, deren Sichtboden zeigt, was in den sportlich-markanten Gehäusen steckt: das brandneue ETA-Kaliber C01.211 mit 15 Steinen, drei Hertz Unruhfrequenz, was stündlich 21.600 Halbschwingungen entspricht und auf die Sechstelsekunde genaue Stoppvorgänge ermöglicht. Die Gangautonomie liegt bei beachtlichen 46 Stunden. Wie es sich gehört, besitzt der zeitschreibende Newcomer einen 30-Minuten- und einen 6-Stunden-Zähler sowie ein Fensterdatum. In guter, bis 1982 zurückreichender Tradition schützen robuste Kunststoffgehäuse das Innenleben. Von Wertigkeit zeugen Edelstahldrücker und ein kratzfestes Saphirglas. Die Anordnung der Zeiger für die Permanentsekunde und die Totalisatoren entspricht dem großen Bruder Eta/Valjoux 7750 mit Achtelsekunden-stoppgenauigkeit und 12-Stunden-Zähler, welcher seit seinem Lancierung im Jahre 1973 unangefochten die Bestseller-Charts anführt. Keines der momentan auf dem Markt erhältlichen Automatikwerke mit Chronograf kann auf 36 Jahre definitiv ununterbrochener Produktion und eine derart große Verbreitung zurückblicken. Hinzu kommt ein günstiger Preis, der ungemein viele Uhrenmarken auf dieses Kaliber setzen und erschwingliche Armbandstopper auch unter 2000 Euro zustande bringen lässt.

Zifferblattsymmetrie

Das zeigt beispielsweise Junghans beim "Chronoscope" aus der designorientierten Max-Bill-Kollektion. Reduktion auf das Wesentliche und ein günstiger Preis von circa 1300 Euro lautet hier die Devise. Die kleine Sekunde bei der "9" fiel der Zifferblattsymmetrie zum Opfer. Das Stahlgehäuse ist von der heute weitverbreiteten Opulenz weit entfernt. Schmaler Glasrand, fast schon filigrane Drücker. Über dem sachlich-funktionalen Zifferblatt und schlanken Zeigern wölbt sich ein Plexiglas.

Die traditionsreiche Schweizer Uhrenmarke Longines offeriert ebenfalls für etwa 1300 Euro den "Conquest"-Chronografen mit 41-Millimeter-Stahlgehäuse, Saphirglas und Edelstahlgliederband. Die Wasserdichtigkeit reicht bis 300 Meter unter den Meeresspiegel. Die kratzfestere Version mit Keramikelementen kostet 500 Euro mehr. Oris paktiert schon seit längerem mit dem Williams-F1-Team. Diese Liaison äußert sich in einem rasanten, 45 mm großen Edelstahl-Chronografen, auf dessen Lünette unübersehbar eine Tachymeterskala zum Erfassen von Durchschnittsgeschwindigkeiten prangt. Der Zeitbolide, Preis circa 1800 Euro, besitzt keinen kleinen Sekundenzeiger, zeigt aber die Wochentage an und widersteht dem nassen Element bis zu 10 bar Druck.

Nicht sportlich, sondern eher zeitlos klassisch tritt der stählerne, bis fünf bar wasserdichte "Zeitmeister"-Chronograf von Wempe auf. Hier kommt das Eta 7753 mit 30-Minuten-Zähler bei der "3" zum Einsatz. Aber in einer sehr speziellen Variante. Jedes Exemplar muss sich nach dem Einschalen der strengen und kostspieligen deutschen Chronometerprüfung in Glashütte unterziehen. Versager werden nicht toleriert. Sie gehen ohne Wenn und Aber zurück in die Werkstatt. Weil die deutsche Wertschöpfung jenseits der 50-Prozent-Marke liegt, steht "made in Germany" auf dem Zifferblatt. Die amtlich zertifizierte Präzision gibt es ebenfalls für knapp weniger als 2000 Euro, womit ein weiteres Mal bewiesen wäre, dass Krisenzeiten nicht zwangsläufig Verzicht bedeuten. (Gisbert L. Brunner/Der Standard/rondo/06/11/2009)