Alles selbst gemacht bis auf die meisten Tische und Stühle.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Das durch und durch wunderbare Italien- Restaurant von Raetus Wetter und Lea Redolf.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Raetus Wetter ist der Mann, der den (inzwischen leider ramponierten) Ruf der Küche des Expedit als spannendstes Italo-Lokal der Stadt einst begründet hatte. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Lea Redolf war er schon seit längerem auf der Suche nach einem eigenen Lokal - irgendwie klappte das aber nie. So sah er sich schon reumütig in die Expedit-Küche zurückkriechen, als ihm ausgerechnet am Yppenplatz, im Epizentrum der gastronomischen Goldgräberei namens Brunnenviertel, ein Ecklokal angeboten wurde - ablösefrei noch dazu.

Das stellte sich bei näherem Hinsehen zwar als Bruchbude heraus, in die kurzzeitig ein Türkengrill eingezogen war. Letzterer hatte bis auf ein paar Stuck-Imitationen aus Styropor und einige Tische und Sessel aus einem aufgelassenen Altersheim zwar nur einen Haufen Sperrholz hinterlassen - was sich aber als Segen erweisen sollte: Wetter integrierte Stuck und Möbel prompt ins neue Lokal, aus dem Holz baute der studierte Industriedesigner eine schlichte Bank, die (wie auch der Fliesenboden) ebenso simpel wie stimmig, mit schwarzen Gummimatten überzogen wurden. So ist mit minimalen Mitteln ein reduziertes, dank der großen Fensterflächen zum Platz weit offenes (und noch dazu günstiges) Lokal entstanden: sehr schön!

15-Euro-Grenze

Seit Mitte vergangener Woche ist geöffnet. Die Preise wagen sich nicht über die 15-Euro-Grenze vor. Dennoch gehen sich (speziell bei den Vorspeisen) ganz wunderbare Kombinationen aus, in denen Wildgemüse und andere Spezialitäten, die der benachbarte Bio-Martin von diversen italienischen Grünmärkten ins Land holt, die Hauptrollen spielen. Wunderbare Ricotta aus dem Ofen etwa, mit dicker Bratkruste und mit einem Salat aus geschmortem Sellerie, Chili und Granatapfelkernen serviert, den man nur fantastisch nennen kann. Oder zart würzige Rosole (jung geerntete Klatschmohn-Triebe!), blanchiert und mit Ziegenfrischkäse und Olivenöl ebenso minimalistisch wie anmutig gepaart. Oder Salat von roten Rüben mit allerhand Kräutern und marinierten Sardinenfilets - wundervoll. Oder würzig marinierte Berglinsen mit Gänsespeck, bitte mehr davon! Dazu gibt es stets drei Pastagerichte in bewährter Expedit-Manier und ein bis zwei Hauptspeisen. Die kann man immer noch nachbestellen, falls man nach dem Durchkosten der Antipasti tatsächlich noch Hunger verspüren sollte - oder man spart ihn sich für Wetters unverändert urgute Pannacotta auf. (Severin Corti/Der Standard/rondo/13/11/2009)