Preise günstig, Würzung okay, Portionen reichlich.

Foto: Gerhard Wasserbauer

 Die Thali-Platten im neuen Selfservice-Inder in Wien-Leopoldstadt sind ziemlich mächtig.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Fünf bis acht Currys, dazu fluffiger Basmati-Reis, ein bissl Raita, Dhal und Salat: Das ist das Standard-Angebot britischer Curry Houses, wie es sie in den Städten der Insel an jeder zweiten Straßenecke gibt. Der Preis ist vernachlässigbar, der Service prompt, gut die Hälfte der Kunden holt sich das Essen für den Verzehr daheim (oder im Office) ab, geliefert wird selbstverständlich auch - man lebt schließlich in einer Servicegesellschaft. Vor allem aber ist das Essen gut gewürzt und bekömmlich, womit es sich über Jahrzehnte ganz entscheidend von den sonstigen Optionen insularer Gastronomie zu unterscheiden wusste. So wurde Curry zum Nationalgericht der Briten. So etwas, dachten sich Mansoor Khalid und Andrea Koller, die in Wien ein Logistik-Unternehmen betreiben - das müsste bei uns doch eigentlich auch gehen. Dafür danke.

Hierzulande verstaubt das gewaltige Potenzial der indischen Küche schließlich von jeher in leeren Lokalen mit dicken Teppichen und ebensolchen Speisekarten, deren Gerichte dazu tendieren, allesamt ziemlich ähnlich zu schmecken. Dass die Preise dazu auf der eher gesalzenen Seite liegen, hat den Erfolg der indischen Küche auch nicht gerade befördert.

Landestypische Platten

Im neuen Thali hingegen - der Name steht für die landestypischen Platten, auf denen eine Vielzahl verschiedener Gerichte sich in kleinen Portionen um einen Berg Reis gruppieren - sind die Speisekarte denkbar kurz, der Service fix (weil man sich selbst an der Theke holt, was man will), die Preise klein und die Atmosphäre hell und unkompliziert. Es gibt fünf verschiedene Curry-Typen zwischen nussig-cremig und fruchtig-scharf, die nach Geschmack mit Huhn, Rind, Lamm, Fisch und Garnelen, aber auch in diversen vegetarischen Varianten geordert werden können. Dazu bekommt man stets eine täglich wechselnde Sorte Dhal (wobei der Linsen- oder Bohnenbrei mal mehr und mal weniger würzig ausfällt), außerdem einen frittierten Snack, Rohkost und ein fein gewürztes Gemüse mit auf die Thali-Platte gepackt - für deutlich weniger als zehn Euro. Da fällt es echt schwer zu meckern.

Sicher, mit den Gewürzen wird fallweise noch etwas zaghaft umgegangen, und speziell das Rindfleisch lässt sich kaum anders denn als zäh beschreiben. Dafür macht Huhn "Dehli" in einer köstlichen Creme aus Nüssen, Kardamom, Muskat und Safran wirklich Freude, und auch die vegetarischen Malai Köfte "Goa" in samtig roter Sauce mit reichlich Fenchel und Mohn holt man sich immer wieder gern. (Severin Corti/Der Standard/rondo/15/01/2010)