Nicht gemütlich, aber gut.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Das neue Kojiro am Kühnplatz.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Das Kojiro ist längst Legende. Die winzige Sushibar an der Rechten Wienzeile gibt es seit bald zwanzig Jahren, und sie hat eine breitgestreute Gefolgschaft, die ihr in aufrechter Treue verbunden scheint. Mit gutem Grund: Tatsächlich wird der Sushireis hier merkbar sorgfältiger zubereitet als anderswo. Tatsächlich hat er stets die richtige, leicht laue Temperatur und jene ganz zarte Essigsäure, die den Schmelz der kühlen Fischquader, denen er als Sockel dienen darf, richtig satt zum Ausdruck bringen. Günstig sind die Sushibretter außerdem, der Tee ist gratis, die Lage hervorragend - da muss der Fisch nicht immer allererste Wahl sein, damit man trotzdem gerne wiederkommt.

Seit bald einem Jahr gibt es nun ein zweites Kojiro, das sich, zweimal ums Eck, in einem Kellerlokal am nahen Kühnplatz versteckt. Sushi gibt es hier natürlich, ganz andere Sachen aber auch - im Gegensatz zur Urzelle am Markt war hier Platz für eine Küche. Statt der minimalistischen Kunststoff-Stehtheke gibt es nun hölzerne Tische, Bänke, Stühle. Gemütlich ist es trotzdem nicht, bei diesen Preisen verlangt das auch keiner der zahlreichen Gäste.

Kamo Bentobox

Bei der hübsch angerichteten Kamo Bentobox ist das Tunfischmaki frisch gerollt, der Reis durchaus in gewohnter Qualität. Dazu gibt es ein paar ordentlich marinierte Sojasprossen mit geröstetem Sesam, ein Schüsselchen sehr ordentlicher Miso-Suppe und Entenbrust, die man sich zarter gebraten nicht wünschen kann - schon gar um 8,90 Euro.

Gegrillte Makrele gerät richtig saftig und zart unter der knusprigen Haut, wieder fällt der gut gegarte Reis auf - ein Spritzer frische Zitrone und etwas frisch geriebener Daikon-Rettich hätten aber traditionshalber zum Fisch gehört und das reichliche Fett entsprechend konterkariert. Weder Daikon noch Ingwer auch in der Tentsuyu-Sauce, die zu Tempura von der Ebi-Garnele gereicht wird. Die Tierchen sind zwar federleicht frittiert, sie wirken aber dennoch seltsam kraftlos - Verdacht auf sorglos gezüchtete Süßwasser-Ware. Dafür macht Maguronatto, fein gewürfelter Tunfisch mit den stark hefig schmeckenden, vergorenen Sojabohnen, die extrem klebrige Fäden ziehen, durchaus Spaß. Der Tee ist hier nicht gratis, da fällt es umso leichter, sich statt dessen ein gut gekühltes Sapporo oder Kirin zu genehmigen. (Severin Corti/Der Standard/rondo/19/02/2010)