Acai-Beeren: Sie stärken das Immunsystem, helfen beim Abnehmen und schützen die Haut vor Umwelteinflüssen.

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Mitunter wächst Amerikas beliebtester Talk-Masterin Oprah Winfrey ihre eigene Strahlkraft über den Kopf. Eine kleine blaue Beere war 2008 Anlass für eine große Klagskampagne. Die Genese der Geschichte: Der New Yorker Kardiologe Mehmet Oz war 2008 Gast in Oprahs TV-Show - sie sprach mit ihm über seine Anti-Aging-Checkliste im Allgemeinen und über die Acai-Beere (sprich: Assaii) im Besonderen.

Die brasilianischen Früchte, die wie Heidelbeeren aussehen, aber in zopfähnlichen Buschen auf Palmen im Regenwald wachsen, kannte kaum einer. Zu Unrecht, denn sie enthalten viele ungesättigte Fettsäuren und noch mehr Anti- oxidantien, die bei regelmäßigem Genuss vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen würden, berichtete der Arzt in der Fernsehsendung. "Superberries", rief Oprah spontan, wurde so auf ihrer eigenen Website zitiert und prompt von den Produzenten der Acai-Produkte für Werbezwecke missbraucht. Galionsfigur für eine Beere wollte Oprah aber nicht sein, und so schoben ihre Anwälte dem Treiben schließlich den Riegel vor. Was trotzdem im kollektiven Gedächtnis hängengeblieben ist, ist die "Superberry". Als Kiehl's vergangene Woche seine neue Pflegeserie mit den Ingredienzien der Palmbeere vorstellte, war die "Superberry" wieder in aller Munde. "Wir haben die Frucht wegen ihres bestechenden Potenzials an hautpflegenden Eigenschaften in unser Sortiment aufgenommen", sagt Kiehl's-Managerin Cammie Canella. Die Geschichte der Acai-Beeren passt auch sehr gut ins Sortiment. Die Serie ist "bio" mit entsprechendem Ecocert-Zertifikat.

Schokoladige Geschmacksnote

Ihren Siegeszug hat die Acai-Beere ursprünglich aber nicht als Kosmetikum, sondern als Nahrungsergänzungsmittel angetreten. Schon immer stand die Beere dank ihrer schokoladigen Geschmacksnote bei der einheimischen Bevölkerung im Regenwald auf dem Speiseplan: salzig als Eintopf und süß in Fruchtsaftmischungen. Als solche entdeckten sie dann die Wellen-Surfer an Brasiliens Stränden und promoteten die Beere als Energy-Drink.

Sie sollten nicht die einzigen Fans bleiben. Weil die Acai-Beeren ein breites Spektrum an allerbesten Substanzen enthalten (Vitamin A, C, B1, B2, Kalzium, Kalium, Magnesium und Eisen), passten sie gut in Reformhäuser, wo sie die Fraktion der Gesundheitsbewussten entdeckte. Als dank Acai-Kekse knabbernder Hollywoodgrößen wie etwa Reese Wi-therspoon bekannt wurde, dass die Beere auch den Stoffwechsel anregt und deshalb das Abnehmen leichter macht, war der Boom perfekt, und die Bauern, die zweimal jährlich ihre Palmen abernten, um ein ganzes Stück reicher. Der einstweilen letzte Karriereschritt der Super- berry ist, dass sie zum "Nutricosmeticum" befördert wurde: Das sind Lebensmittel, die auch als Kosmetikum reüssieren - und das rund um den Globus, denn auch die neuseeländische Kosmetikmarke Snowberry hat die Acai-Beere fix im Sortiment verankert.

Übrigens: Frisch kennen die Acai-Beeren nur wenige, sind sie erst einmal von der Palme, verderben sie innerhalb weniger Stunden. (Karin Pollack/Der Standard/rondo/13/03/2010)