Illustrierte Passantin

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Scott Schuman

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Stil-Topografie der Stadt.

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Die Foto-Junkies

Das Prinzip ist immer dasselbe - dennoch schaut jeder Streetstyle-Blog ein bisschen anders aus: Da sind jene, die ein Bild nach dem anderen ins Netz stellen und gerade einmal dazu schreiben, was die oder der Abgelichtete anhaben. Stil in Berlin von Mary Scherpe und Dario Natale ist dafür ein Beispiel. Dann gibt's jene, die ein kleines Gschichtl über die Abgebildeten mitliefern, wie zum Beispiel Anders Anziehen, der Blog der Kölnerin Smilla Dankert. Wieder andere inszenieren ihre Fotos, als handelte es sich um einen Werbekatalog (das französische Garance Doré) oder um eine Kampagne des lokalen Tourismusbüros (Styleclicker aus München oder Copenhagen Street Style). Ein ganz eigenes Konzept verfolgt der New Yorker Richard Haines (What I saw today): Er fotografiert die Passanten meist nicht, sondern illustriert sie. Mal etwas anderes.

Vater des Streetstyle

Richtig wichtig ist man dann, wenn man kopiert wird - oder verarscht: Letzteres ist das Schicksal von The Sartorialist, der Streetstyle-Seite von Scott Schuman. The Fake Sartorialist nennt sich der Blog, der Schuman tagtäglich durch den Kakao zieht, und damit das bestätigt, was das Times-Magazin vor einiger Zeit bestätigte. Der 41-jährige New Yorker, der gut gekleidete Passanten auf der Straße ablichtet und deren Fotos ins Internet stellt, gehört zu den 100 einflussreichsten Menschen der Modebranche. Angefangen hat alles 2001, als der gelernte Kostümbilder wegen seiner Kinder zu Hause blieb - und sich mit Fotografieren die Zeit vertrieb. Mittlerweile ist www.thesartorialist.com der wichtigste Modeblog der Welt, und Schuman modelt für Gap. Zuletzt erschienen die besten Bilder aus seinem Blog übrigens im Penguin Verlag in Buchform. Weil Papier eben länger hält.

Tristesse in Wien

Österreich ist ein schlechtes Pflaster für Streetstyle-Fotografen: Experimentierfreudige Zeitgenossen, die sich in puncto Kleidung abheben, sind dünn gesät. Vielleicht ist genau das der Grund, warum die Suche nach heimischen Fotoblogs bei Internet-Leichen endet. Die Seite Viennastreetstyle ist offline, die Homepage to-vie wurde seit Juli vergangenen Jahres nicht mehr befüllt. Auch das Projekt Vienna Fashion Observatory ist abgeschlossen. Im Rahmen einer Ausstellung im Freiraum des Museumsquartiers dokumentierten im vergangenen Jahr 25 Mode-Interessierte den Stil der Bewohner von Wien. Das Besondere dabei war, dass sie jeweils den Bezirken zugeordnet wurden, in denen sie fotografiert wurden. Dadurch entstand eine Stil-Topografie der Stadt. Am besten sahen die Menschen übrigens im Ersten aus. Vielleicht weil sich dort am meisten Touristen tummeln. (hil/Der Standard/rondo/30/04/2010)