Der Gasthof Post in Hellmonsödt wurde aufwändigst renoviert, ...

Foto: M. Corti

... die Küche zeigt neben köstlichen lokalen Derbheiten, dass sie auch die feine Klinge beherrscht.

Foto: M. Corti

Von außen ist der Gasthof Post in Hellmonsödt derart gagerlgelb, dass selbst der Name als Entschuldigung nicht ausreicht. Innen geriet er dafür umso stimmiger: Ein alter Kachelofen schiebt sich von links ins Bild, mit Ofenbank und mächtigem Stammtisch und allem, was dazugehört. Rechts, wo es an der Schank viererlei Biere vom Fass gibt, fällt eine alte Steinsäule auf, die ein massives, reich verziertes Tram der Decke stützt. Dazu gibt es ein Kaminzimmer mit einer Wand aus Natursteinen, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, eine komplett holzgetäfelte Gaststube mit alten Bauernmöbeln, eine sonnige Terrasse und einen modernen Teil mit weißen Lederbänken, großem Weinschrank und edler Tischwäsche. Und, natürlich, eine nigelnagelneue Küche, in der Harald Deschberger und sein Junior-Küchenchef Florian Rudolph werken. Deschberger hat den prächtigen Gasthof gepachtet, nachdem er von der Unternehmerfamilie Schachermayr gekauft und richtig aufwändig umgebaut wurde.

Deschberger ist gebürtiger Innviertler und kochte zuletzt im Wiener Glacisbeisl, was wohl die Präsenz des klassischen Altwiener Suppentopfs auf der Speisekarte erklärt. Gäste von auswärts werden sich eher an die Mühlviertler Rahmsuppe halten, eine Schüssel von beeindruckender Größe, mit einer herrlich dichten, ordentlich gesäuerten und mit reichlich Kümmel gewürzten Suppe, in der mit Knoblauch angeröstete Schwarzbrotwürfel für den Knusper sorgen - sehr gut.

Bratl in der Rein

Auch sonst gibt es vom Bratl in der Rein mit Mehlknödeln (einer lokal beliebten, besonders derben Art des Erdäpfelknödels) über Leberschädl und Ganseln, die Deschbergers Schwiegermutter großzieht, bis zum exzellenten Beuschel (inklusive Zunge und Bries!) so ziemlich alles, was man sich von einem gestandenen Wirtshaus wünschen darf. Weil die Karte alle paar Wochen wechselt, ist halt nicht immer alles da. Die innen cremige, außen knusprige Blunzen samt schulmäßig in der Pfanne geplatzter Leberwurst kommt vom Dorffleischhauer und macht vom ersten Bissen an deutlich, dass man den Mühlviertlern in Sachen Wurst nichts vormachen kann: spitze, wie im Übrigen auch das dazu servierte Sauerkraut.

Dass Deschberger es auch ganz anders, nämlich eleganter kann, zeigt der knusprig gebratene, innen glasige Wels mit schwarzen und roten Rüben. (Severin Corti/Der Standard/rondo/30/04/2010)