Ein gutaussehender Mann in "Aansapanier" macht etwas her. So funktioniert das auch mit Weinflaschen. Ein ansprechendes Etikett und eine ästhetische Aufmachung erfreuen das Auge und haben uns alle, vom Top-Connaisseur bis zum Voll-Banausen, schon verleitet, eine Flasche Wein ohne besonderen Grund zu kaufen. Warum auch nicht?
Besonders beliebt in jüngster Zeit sind schwere Flaschen aus fast schwarzem Glas: Ihre Panzerhaftigkeit scheint etwas Besonderes zu schützen. Nach deren Transport kann man sich ohne schlechtes Gewissen das Hanteltraining ersparen. Um wie viel mehr der Versand eines Six-Packs derselben kostet, will man dann gar nicht mehr wissen.
Wein-Vermarkter sind heute Weltmeister darin, Inhalte welcher Qualität auch immer wertig erscheinen zu lassen. Abgestimmt wird dabei weniger mit der Güte der Flüssigkeit sondern mit Konsumentenzielgruppen: Bunt-Knalliges für die Jugend, helle Flaschen für Fans von Leichtgewichtigem, Golddruck und Schloss-Namen für Traditionalisten und Freunde des Gediegenen. Seit man herausgefunden hat, dass "critter labels", Etiketten mit sympathischen, vorzugsweise haarigen Tieren, besonders verkaufsfördernd wirken, hat man den Zoo im Regal. Selbst Weine aus Rebsorten, die keinen Kauf-mich-Reflex bewirken, werden durch Weglassen der Sorte und Umbenennung auf "Lebensfreude" oder andere positive Begriffe zum Renner. Das sei ihnen vergönnt, denn schade ist's um gute Tropfen, die nicht genossen werden. Leider tritt zuweilen der gegenteilige Fall ein: Der Inhalt hält mit dem Äußeren nicht mit. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/07/05/2010)