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Wird es still, steht das Ärgste zu befürchten, und der Rasenmäher ist hin.

Die typische ländliche Geräuschkulisse eines nicht verregneten Freitagnachmittags stammt in dieser lieblichen Jahreszeit zumeist von äußerst schnell rotierenden Schneidemessern, die den darunter befindlichen Grünzeugfilz wieder in so etwas wie eine betretbare Rasenfläche verwandeln sollen. Besonders nach durchfeuchteten Phasen kühlen Wachstumswetters im Frühling wird allwöchentlich der Rasen gemäht, landauf, landab schallt und hallt es ratternd durch alle Vorgärten.

Vor allem in den langsamer gewachsenen Regionen, in denen nicht die großen Walzen der Bauindustrie den Erdboden gleich und damit sicher gemacht haben vor dem akkurat in der Reihe stehenden Einfamilienhäuschen, sondern in Gegenden, wo Äckern und anderen Vegetationsflächen der Garten samt den unvermeidlichen Rasenflächen nachgerade abgerungen wurde, lauern buchstäblich mörderische Gefahren auf des Gärtners schnittige Eisen.

Dem monotonen, nur in Kurven und Windungen gegebenenfalls aufheulenden Gebrumme des Mähers folgt dann ein unverkennbares Zack, Krach, Wumm, das sich unheilvoll über das gesamte Dorf in Schallwellen fortsetzt und das alle routinierten Mäherinnen und Mäher innehalten und abwartend aufblicken lässt. Wird es darauf hin ganz still, steht das Ärgste zu befürchten.Dann ist er nämlich hin, der Mäher. Ein unheilvolles, allen nur zu gut bekanntes Nichtgeräusch.

Kann auch Zehen abschneiden

Später raunt man einander dann über Zäune zu, dass es diesmal der Tamariskenstrunk gewesen sei, der, heimtückisch im camouflierenden Bette der Vogelmiere und der Quecke lauernd, des Über-Nachbarn neuen rassigen Supermäher (mit Sitz!) jählings ums Eck gebracht habe.

Dann erinnert man sich schmerzlich der eigenen diversen, damals noch nicht ausgegrabenen Fichten- und Tannenstrünke, man gedenkt der überwucherten, vergessenen oder von heimtückischen Nachbarn nächstens versetzten Grenzsteine und der zahllosen daran verschiedenen Mähmaschinen, oder, in glücklichen Fällen, lediglich deren verbogener und vernichteter Messer.

So ein Rasenmäher kann auch Zehen abschneiden übrigens, und auch das kam in der Nachbarschaft schon vor, wessentwegen stets, wenn wieder einmal ein Messer oder Mäher von uns ging, der allgemeine Seufzer durch die Reihen der Rasenmähenden geht: Ist ja noch einmal gutgegangen, hat ja nur den Strunk rasiert, hätte ja auch die Zehen treffen können. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/14/05/2010)