Früher galt es als cool, Fußball affig zu finden. Dann kam eine Zeit, in der alles anders wurde. Fußball war nicht länger uncool und affig. Fußball war das Größte. Früher blöd, ab sofort super. Inwiefern das mit dem zur selben Zeit auftauchenden Michael Schumacher und der Formel 1 zu tun hatte oder aktuell hat, müssen einmal die Historiker klären. Da kann man noch nichts dazu sagen. Es gibt ja längst auch etliche Leute in Österreich, die mit dem FC Bayern fiebern.
Ob ihr recht habt oder nicht, zeigt euch das Panini-Album: Zum einen ist es vergnüglich anzusehen, wenn aus dieser Tragödie der von zahlreichen Leerstellen geprägten Kindheit unvermutet wieder hoch im Kurs stehende Massenphänomene erwachsen. Zum anderen nimmt man Bubi und seinen Freunden ihr sozial kurzfristig verträgliches Verhalten auf Sammlerbörsen nicht wirklich ab. Von wegen: "Treffen der Generationen". Gibt es etwas Traurigeres als erwachsene kinderlose Flegel zu beobachten, die freundlich mit Volksschulkindern interagieren müssen, weil diese die Bilder 208 und 47 doppelt haben - und so ein Verlierer wie Bubi nicht? Kann es sein, das Fußball tatsächlich verbindet und uns zu besseren Menschen in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter macht?
Bubi jedenfalls geht auf Nummer sicher. Wo die Kinder mit drei Panini-Päckchen pro Tag arm, aber glücklich mit dem Nötigsten versorgt werden, kauft er sich gleich einmal zwei Hunderter-Packs. Kleb ein den Dreck, sagt er. Und weg. Weil Bubi so schlechte Nerven hat, bekommen die Kids im Zweifel den Rest. Doppelt gegen einfach. (Christian Schachinger/Der Standard/rondo/04/06/2010)