Rob Floor & Gert van Zanten: African Signs, Kit Publishers, Amsterdam 2010, 208 S. mit 257 Farbabb. ab EURO 37,94 zzgl. Versand bei amazon.de

Foto: Hersteller

Werbeschilder in Afrika sind eine historisch einmalige Form der Street Art. So bunt, witzig und tabulos, vor allem aber piktogrammhaft präzise wird man auf keinem Kontinent der Welt zum Friseur oder zum Änderungsschneider gelotst oder ins nächste Restaurant gelockt. Quietschvergnügte Fische springen am Schild einer Poissonnerie in Benin aus dem Wasser; eine Servierkraft mit frappant ausladenden Rundungen sorgt am Eingangsschild von "Black Door Pleasure" in der Hauptstadt Ghanas für einigermaßen betörende Fastfood-Aussichten. Aber auch wird nirgends so schonungslos auf Arztpraxen hingewiesen, in denen Hämorrhoiden, Blut im Stuhl oder offensichtlich mörderische Blähungen behandelt werden.

Bildhafte Werbesprache

Das Malen von Werbeschildern gewann mit dem Wachsen der afrikanischen Großstädte nach dem Zweiten Weltkrieg an Bedeutung. Ab den 1950er-Jahren entstand in urbanen Gebieten eine neue Form der schnell improvisierten und zum Teil informellen, klein strukturierten Wirtschaft, die auf hausgemachte Werbemethoden angewiesen war. Der Zuzug der oft illiteraten Bevölkerung aus den ländlichen Gebieten erforderte dabei eine bildhafte Werbesprache. In expliziten Zeichnungen - und in kräftig leuchtenden Farben - formierte sich auf Häusermauern, Türen oder Türportalen, auf Fenstern oder Plakatständern eine Kunst im öffentlichen Raum, die sich außer Landes nur via schöne Bildbände transportieren lässt.

Jean-Marie Lerat war 1986 der Erste, der die Vielfalt und Schönheit dieser gemalten Werbeschilder in einem Bildband versammelt hat (Chez bonne idée - images du petit commerce en Afrique de l'ouest, Editions Alternatives, Paris). Für den soeben erschienenen Band African Signs haben Rob Floor und Gert van Zanten erneut Bildmaterial aus ganz Afrika kompiliert und nach Geschäftszweig kapitelweise geordnet (Transport, Gesundheit, Mode usw.) - inklusive einer kleinen Einführung in die Geschichte der afrikanischen Werbung und wie sie zur Kunst wurde. (Margarethe Affenzeller/Der Standard/rondo/04/06/2010)