Patrick Ngamane ist einer der Weinmacher auf Hartenberg Estate Wines, einem 1692 gegründeten Betrieb.

Foto: Wines of South Africa

Frauen sind eine treibende Kraft in Südafrika: Nondumiso Pikashe und ihre Tochter betreiben mit vier weiteren Frauen Ses'fikile, eine erfolgreiche "virtual winery".

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Frauen werden gern bei der Lese eingesetzt, weil sie genauer selektionieren.

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Ntsiki Biyela, Weinmacherin für Stellekaya, studierte als erste Schwarze Önologie an der Universität Stellenbosch.

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Die Voraussetzungen im Land an der Südspitze Afrikas überzeugen, seit es Mitte des 17. Jahrhunderts besiedelt wurde. Beste Grundlagen sind Schiefer-, Granit- und Sandsteinböden. Klimatisch werden die Weinbaugebiete Südafrikas mit dem mediterranen Raum verglichen mit dem Meer als wichtigem kühlendem Faktor. Bei den Rebsorten wird auf international Bewährtes gesetzt: Sauvignon Blanc und Chardonnay als weiße Sorten, Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz und Lokalmatador Pinotage als rote Sorten.

Die Apartheid, die auch die Weinwirtschaft einengte, wurde 1994 beendet. So wurde ein Auspflanzungsverbot von importierten Klonen aufgehoben, was zu besserem Traubenmaterial führte. Der Weinbau, früher streng auf Traditionsgebiete fixiert, verlagert sich in kühlere Regionen, was sich in eleganteren Weinstilen ausdrückt, die besonders in Europa gut ankommen.

Spannend sind die sozialen Veränderungen im Weinbau. In den letzten Jahren gab es einen Boom an Gründungen von "black wineries". Thandi ist ein Vorzeigeprojekt, 1996 als Joint Venture gegründet, und gehört einer Gemeinschaft von 250 Farmarbeiter-Familien, die 55 Prozent der Anteile halten. Zu den Teilhabern gehören auch private Investoren und der Staat. Weinherstellung, Vermarktung und Vertrieb sind professionell organisiert. 2003 wurde es als erster südafrikanischer Betrieb von Fairtrade zertifiziert. Rund 85 Prozent der Weine werden exportiert, ein wichtiger Abnehmer sind die South African Airways.

Existenz aufbauen

M'hudi in Stellenbosch ist ein Familienprojekt. Diale Rangaka, einem Englischprofessor, ging es in erster Linie darum, Land zu besitzen und eine Existenz aufzubauen. Dass es Weinland wurde, war damals Zufall, der sich zur Leidenschaft auswuchs. Diale Rangaka genießt Wein, die Qualitäten seiner Tropfen sprechen vor allem in den letzten Jahren für sich. Mzokhona Mvemve wieder ist ein junger Önologe, der aus Freundschaft gemeinsam mit Bruwer Raats, einer Ikone der südafrikanischen Weinwirtschaft, De Compostella produziert, einen der anerkannt besten und auch teuersten Rotweine. Thandi, die Familie Rangaka und Mzokhona Mvemve stehen für den Aufbruch der Schwarzen in der Weinwirtschaft. Waren Schwarze zu Zeiten der Apartheid vor allem Farm- und Saisonarbeiter, oft in wüsten Abhängigkeiten lebend, fassen sie heute als Önologen oder Weingutsbesitzer Fuß.

Im Gegensatz zu den weinromantischen Vorstellungen in Europa, dass man sich aus reiner Leidenschaft mit Weinbau befasst, ist der Zugang vieler schwarzer Südafrikaner viel pragmatischer: Landbesitz, der ihnen hunderte Jahre vorenthalten wurde, ist das Ziel. Die Ausbildungswege sind offen, und die Önologie ist ein interessantes Betätigungsfeld.

Nicht alle Projekte waren erfolgreich. Viele der unter Schwarzen so beliebten "virtual wineries" (zugekaufte Weine werden unter eigenen Labels gefüllt) verschwanden mangels wirtschaftlichen Know-hows und mangels Qualität. Black Wineries müssen sich diesbezüglich ebenso beweisen wie Traditionsbetriebe. Die soziale Brille alleine reicht nicht aus. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/04/06/2010)