Anreise & Unterkunft

Veranstalter: Jahn Reisen. Bei Griechenlandreisen gratis Umbuchungs- bzw. Stornogarantie bis sieben Tage vor Abreise ohne Angabe eines speziellen Grundes. Austrian Airlines fliegt jeden Freitag nonstop von Wien nach Kefalonia.

Grafik: DER STANDARD

Pan und der Gartenschlauch - Der See von Melissani

Pan, der alte Hirtengott, soll am Höhlensee von Melissani gehaust haben. Auch ein paar Nymphen. Sie hätten sich weniger zauberhafte Orte aussuchen können. Hier wird geknipst wie an keinem anderen Ort auf Kefalonia. Benannt ist der unterirdische See hinter den Hügeln von Porros nach einer Nymphe namens Melissanthi. Angeblich ertränkte sie sich im See, nachdem ihr Pan das Herz gebrochen hatte. Lange nach ihrem Kummer steigen Touristen durch einen dunklen Tunnel zum Wasser hinab. Ein Erdbeben vor 5000 Jahren riss hier ein gehöriges Loch in die Höhlendecke. Dadurch entstand ein Lichtkrater, der ein Blau macht, wie man es lange suchen kann.

Fährmann Alexis ladet Leute ein und aus, den ganzen lieben Tag lang. Man könnte meinen, er habe einen der entzückendsten Arbeitsplätze unter der Sonne. Seine Mimik geht damit nicht d'accord. "24 Stunden paddle ich hier herum, keinen Schlaf bekomm ich", sagt er zwinkernd. Dann fährt sein Ruder spritzend in den See, und für den Bruchteil eines Moments nimmt es ein kleiner Regenbogen mit dem Zuckerlblau des Wassers auf. Behäbig bewegt sich das Boot zum zweiten Teil des Sees, der unter einem Gewölbe aus Stein liegt. Ein schmaler Kanal führt hinein. Keine Hand passt zwischen die Höhlenwände und das Boot. Vorsichtig zieht Alexis das Schinakl an einem an der Wand befestigen Gartenschlauch in das Dunkel.

Die Tropfsteine erinnern, wie Alexis sagt, an Delfine und Nymphen. Wenn er meint. Vielleicht glaubt man es in dem Moment eher, als einem ein dicker Tropfen von einem Stalaktiten auf die Nasenspitze platscht.

Der King und der Heilige - Das Kloster des heiligen Gerasimos

Auf dem Platz vor dem Kloster des Agios Gerasimos wartet ein Mönch. Er steht hinter einem kleinen Tisch und bietet zwei armselige Bündel Bergtee feil. Ein Prachtstück von einer Platane spendet ihm Schatten. Sie ist einer jener Bäume, die der 1622 heilig gesprochene Gerasimos gepflanzt haben soll.

Der Schutzpatron der geistig Kranken ist ein gefragter Mann. Seine gut erhaltenen Reliquien liegen in einem silbernen Sarkophag in der alten Klosterkirche. Seit ihm der kleine Finger gefladert wurde, ist der Schrein besser bewacht. Zwei Schlösser schützen nun vor Langfingern. Einen Schlüssel trägt ein Mönch bei sich, den anderen eine Nonne.

Ist einem die Klaustrophobie einerlei, kann man über eine lange, rostige Leiter durch eine Öffnung in die Höhle des Heiligen unter der Kirche klettern. Das Loch - da muss man durch - misst schätzungsweise 50 mal 50 Zentimeter, die Höhle ein paar Quadratmeter. 25 Jahre soll Ge-rasimos hier gehaust und gebetet haben. Der Boden der Höhle ist bucklig, es gibt keine Möglichkeit, sich auszustrecken. Man denkt an Pinocchio im Bauch des Wales. An den Wänden des Steinlochs finden sich griechische Buchstaben. Stammen sie von Gerasimos oder von Schulausflüglern? Die junge Nonne am Eingang zur Kirche hebt auf diese Frage die Schultern. Der 16. August ist der große Tag der Anhänger des Heiligen, an diesem kommen Pilger aus ganz Griechenland, um Gerasimos in einer Prozession zu folgen. Manche von ihnen flehen um Heilung. Auf der anderen Seite des Erdballs wird an diesem Tag auch gepilgert - ans Grab von Elvis Presley. Im Kloster gibt es keine Häferln mit dem Konterfei des Heiligen. Ein Büschel Bergtee wäre eine feine Erinnerung an diesen Besuch, doch der Mönch ist verschwunden.

Callas und die Stalaktiten - Die Grotte von Drogarati


Foto: ~~Jo~~ / flickr.com unter Creative Commons Licence

Wie eine Kathedrale liegt die Grotte von Drogarati 60 Meter tief im Bauch der Insel. Ihre Stalaktiten gleichen Zähnen einer wüsten Bestie aus der Odyssee. Scheinwerfer färben das zackige Gewölbe orange. Maria Callas hat hier 1967 für eine Handvoll Freunde gesungen, bevor sie mit Onassis wieder auf die Insel Skorpios tuckerte. Wie passend, dass dieser Ort "Saal Apotheosis" genannt wird. Man wünscht sich ihr Echo herbei. Es kommt nicht. Mit den Augen ist die Veränderung der Höhle seit Callas' Auftritt nicht zu fassen. Einen Zentimeter in 100 Jahren wächst so ein Stalaktit. Vorsichtig tapsen die Besucher über die nassen Treppen dieses unterirdischen Luftbefeuchters. An manchen Stellen liegen ein paar angesoffene Teppiche zwecks besserer Bodenhaftung.

Weit unter ihnen, noch tiefer im Bauch der Insel, fließt Wasser über sogenannte Katavothres von einer Seite der Insel zur anderen. 14 Tage braucht das Wasser, bevor es in der Nähe des Höhlensees von Melissani wieder aus kleinen Felsspalten herausbieselt. Österreichische Wissenschafter haben dies bewiesen, in dem sie das Wasser vor seiner Reise färbten.

Wieder vom Tag belichtet, erkennt man vom Parkplatz vor der Grotte die "schwarzen Tannen", die nur hier auf Kefalonia daheim sind. Auch unzählige Zypressen stecken wie Nadeln in den Hügeln, die von einem dicken, dunkelgrünen Teppich belegt scheinen. Im Winter holen Männer Schnee von hier oben und bringen ihn mit ihren Pick-ups in die Küstenorte, damit die Kinder mit ihm spielen können.

Cage und die Silberlocke - Am Drehort von Corellis Mandoline

Im Küstenort Sami wurden große Teile des Films Corellis Mandoline mit Nicolas Cage und Penelope Cruz gedreht. Die Reiseleiterin zeigt vom Bus aus die unscheinbare Villa, in der Cage hauste, dann die Überreste des kleinen Bergdorfs, das für den Film gebaut wurde. Sie zeigt mit dem Finger auf den Strand, an dem Corellis Soldaten stationiert waren und Opernarien sangen.

Will man die Farbe des Wassers an diesem Ort beschreiben, bedient man sich am besten aller Definitionen, die man je in Reiseführern über die Karibik gelesen hat, und steckt sie in einen Mixer: Türkisblau, glasklar, magisch, Dunkelblau, Lapislazuli. Zurück auf der Straße, hinterlässt das Meer eine andere Spur. Eine alte Frau hockt am Straßenrand. Ihre braune Haut erinnert an einen getrockneten Apfel. Ihr Haar glänzt silbern wie ein fliegender Fisch. Auf ihrem Schoß hält sie eine alte Obstkiste fest. Darin befinden sich eine Handvoll Makrelen, die sie zu verkaufen versucht. Dahinter steht einer dieser Läden, wie man ihn in Badeorten rund um das Mittelmeer finden kann: Taucherbrillen, Schwimmflügel, Kugelfische und Luftmatratzen in allen Gummibärchenfarben.

Auch die Geschichte von Corellis Mandoline führt einen in die Unterwelt, zum Beispiel in eine der Höhlen der Insel, auf der Nazi-Truppen im September 1943 tausende italienische Soldaten brutal ermordeten.

Der englische Gast - Kefalonia, die wahre Heimatdes Odysseus?

Angeblich kam der Geschäftsmann Robert Bittlestone nur zum Baden hierher. Inzwischen sind die Bewohner von Kefalonias kleiner Nachbarinsel Ithaka ziemlich sauer auf den Briten, erklärt dieser in einem 618-Seiten-Wälzer einen kleinen Zipfel von Kefalonia, die Halbinsel Paliki, zur wahrscheinlichen Heimat des Odysseus. Auf dieses Stück Erde würde die Beschreibung des Homer viel eher zutreffen. Unterstützt wird Bittlestones Theorie mittlerweile unter anderem auch vom Geologen John Underhill von der Universität Edinburgh.

Wundern würde es einen nicht, wenn der listige Seefahrer seine Spur verwischt hätte. Andererseits hat sich selbst der nach zehnjähriger Irrfahrt nicht mehr so wirklich ausgekannt, so heißt es, "An Ithakas Strande war Odysseus indessen vom Schlummer erwacht, aber, so lange schon von der Heimat entfernt, erkannte er sie nicht mehr ... So erschien denn jetzt dem Helden alles, die geschlängelten Pfade, die Meeresbuchten, die himmelan ragenden Felsen, die Bäume mit ihren hohen Wipfeln, in fremder Gestalt. Er fuhr vom Boden auf, blickte bang umher, schlug sich an die Stirn und rief wehklagend: 'Ich Unglücklicher, in welche neue Fremde bin ich wieder gekommen, unter welche Unholde von Menschen?'"

Weit oben am Grat eines Felsmassivs der Insel drehen sich lang nach Odysseus Mördertörn große, moderne Windräder. Mit wuchtigen Hieben fahren die weißen Rotorblätter wie Schwerter in den blauen Himmel und wirken wie Odysseus Mannen in einer modernen Inszenierung. www.odysseus-unbound.org (Michael Hausenblas/DER STANDARD/Rondo/18.06.2010)